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«The Girl»: Ein Leben im Schatten Roman Polanskis

Mehr als 30 Jahre lang hielt sich Samantha Geimer nach den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Roman Polanski weit- gehend zurück. Jetzt bringt sie ihre Memoiren heraus.

Südostschweiz
17.09.13 - 02:00 Uhr

Von Christina Horsten (sda)

New York. – Ihr Schicksal hat weltweit Schlagzeilen gemacht, aber ihren Namen kannte langezeit fast niemand: Samantha Geimer war das Mädchen, das Roman Polanski 1977 vergewaltigt haben soll. Der Star-Regisseur ist gerade 80 geworden, lebt in Paris und dreht einen Film nach dem anderen.

Geimer hat sich seit dem Vorfall weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgehalten. Erst nachdem Polanski 2009 aufgrund eines internationalen Haftbefehls in Zürich verhaftet und für über ein halbes Jahr unter Hausarrest gestellt worden war, erschien ihr Name häufig in den Medien.

Heute erscheint nun in den USA ihre Autobiografie «The Girl. A Life In The Shadow Of Roman Polanski». Auf Deutsch ist das Buch vom Zürcher Orell Füssli Verlag für Oktober angekündigt.

Nackt in Jack Nicholsons Whirlpool

Geimer war 13 Jahre alt, als es zu dem Vorfall kam, der ihr Leben völlig verändern und sie in der ganzen Welt als «The Girl» bekanntmachen sollte. Im Haus von Schauspieler Jack Nicholson soll ihr Polanski, den sie über einen Freund ihrer Schwester kennengelernt habe, Alkohol und Drogen gegeben haben. Dann habe er behauptet, Fotos für ein Magazin von ihr machen zu wollen, und Geimer, die damals noch Samantha Gailey hiess, habe nackt im Whirlpool posiert. Dort soll Polanski sie vergewaltigt haben.

Sie sei ein «sehr hübsches, aber gewöhnlich aussehendes Mädchen» gewesen, schreibt Geimer in ihren mit einem Anwalt und einer Co-Autorin verfassten Memoiren. Sie habe Polanskis Aufmerksamkeit gewollt und sei bereit gewesen, fast alles dafür zu tun. Aber auf Sex habe sie sich nicht einlassen wollen und Polanski widersprochen, als er damit angefangen habe. In ihr Tagebuch habe sie an dem Abend notiert: «Heute hat mich Roman Polanski fotografiert und er hat mich vergewaltigt.»

E-Mail-Verkehr mit Polanski

Geimer informierte ihre Eltern. Polanski wurde unter anderem wegen Geschlechtsverkehrs mit einer Minderjährigen angeklagt, bekannte sich später schuldig und floh nach einer rund sechswöchigen Untersuchungshaft nach Europa. Bis heute ist er nicht in die USA zurückgekehrt, weil ihm dort eine Verhaftung droht.

Trotz des Vorfalls hat Geimer ihn immer wieder öffentlich verteidigt und darum gebeten, den Fall endlich ad acta zu legen. Auch in «The Girl» verliert Geimer kaum ein böses Wort über Polanski. In Interviews verriet sie, dass sie und der Regisseur sich heute ab und an E-Mails schreiben.

Das «Girl» von einst ist inzwischen 50 Jahre alt, Ehefrau und Mutter, und lebt in Hawaii und Nevada. Ihre Lebensgeschichte nach dem Vorfall sei nicht besonders interessant, schrieb die «New York Times». «Sie beschreibt Drogen, viele Männer, einige zweifelhafte Verehrer und das ansonsten nicht weiter bemerkenswerte Leben, das sie gehabt hätte, wenn sie nicht einmal in das Blickfeld eines berühmten Regisseurs geraten wäre.» Wenn es nur um Geimers Leben nach dem Polanski-Vorfall gegangen wäre, «wäre es ein sehr kurzes Buch gewesen».

Samantha Geimer: «The Girl. Mein Leben im Schatten von Roman Polanski». Orell Füssli Verlag, 308 Seiten, 26.90 Franken.

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