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Geld für Landschaftspflege

Fortsetzung von Seite 33

Südostschweiz
20.04.14 - 02:00 Uhr

Im Landrat waren ja einige Artikel des neuen Gesetzes umstritten. Um welche Punkte ging es genau?

Das waren keine weltbewegenden Sachen. Am meisten hat der Artikel 11 zu reden gegeben. Da geht es um den Pachtzinszuschlag. Eine ganz spezielle Geschichte. Denn der grösste Teil der Glarner Alpen gehört den Gemeinden. Für den Unterhalt erhielten diese bis 1990 Geld vom Bund. Doch dann änderte sich das Gesetz, und nicht mehr die Gemeinden, sondern der Bewirtschafter der Alp erhielt das Geld. Deshalb beschloss der Glarner Landrat einen Zuschlag zum recht niedrigen Pachtzins. Der Zuschlag an sich ist nicht umstritten – aber die gesetzliche Formulierung dazu. Genau umschrieben wird das später in der Verordnung.

Also ging es da eher um Details?

Genau. Allgemein wurde das neue Gesetz von allen Seiten befürwortet. Für den Bürger ist am Ende auch nur wichtig zu wissen, dass wir die alten Gesetze aufheben und neu nur noch ein schlankes Gesetz haben werden. Alles, was bundesrechtlich geregelt ist, wird dort nicht mehr erwähnt werden. Allgemein wird es einfacher und verständlicher. Deshalb erwarte ich auch keinen grossen Aufmarsch zu diesem Geschäft an der Landsgemeinde.

Was halten Sie von der neuen Agrarpolitik 2014 bis 2017 des Bundes?

Ich bin einer der ersten Bio-Bauern im Kanton Glarus. Dass man nun mehr auf Landschaftsqualität setzt, entspricht genau meinem persönlichen Denken. Ich habe seit 1993 einen Bio-Betrieb, und was jetzt neu verstärkt gemacht werden soll, machen wir bereits seit vielen Jahren. Und wenn wir jetzt dafür noch Geld vom Bund bekommen, ist das toll.

Es scheint ja fast so, als sollen die Bauern mit dem neuen Gesetz vom Nahrungsmittelproduzenten zum Landschaftsgestalter werden?

Jein. Landschaftspfleger sind wir schon ziemlich lange. Denn die Landschaftsqualität ist auch im Glarnerland unser grosses Kapital. Dafür müssen wir Sorge tragen. Ich hoffe aber, dass die Hauptaufgabe von uns Landwirten weiterhin die Herstellung eines Produkts ist und nicht einfach nur schöne Wiesen pflegen. Es sollte eine Kombination aus beidem bleiben.

Aber die Landschaftspflege steht schon im Vordergrund.

Ein wichtiger Teil ist sicher die Kombination mit dem Tourismus. Ohne die Landwirte könnte man den Tourismus heute so nicht mehr verkaufen. Es gibt kaum ein Bild, eine Postkarte, an der die Landwirte nicht beteiligt sind. Sie sorgen dafür, dass die saftigen Wiesen so aussehen, wie sie aussehen. Was wir heute haben, ist durch die Landwirtschaft geprägt worden.

Wer sind denn die Gewinner und wer die Verlierer der neuen Agrarpolitik?

Gewinner sind sicher die Berglandwirte. Talbetriebe mit wenig Ökofläche und vielen Tieren werden die Änderungen am stärksten merken.

Wird die Zahl der Landwirte durch das neue Gesetz noch stärker sinken?

Nein, das glaube ich nicht. Es werden nicht mehr Betriebe aufgeben als auch schon vorher. 1968 gab es in Elm noch über 100 Betriebe. Jetzt sind es gerade noch die Hälfte – ganz ohne irgendwelche Gesetzesänderungen, auf natürlichem Weg. Vielleicht überlegt der eine oder andere, früher aufzuhören als geplant. Insgesamt wird es aber weiterhin einen Rückgang der Betriebe geben.

Die Subventionen für Landwirte finden viele zu hoch. Finden Sie die Gelder berechtigt?

Viele Direktzahlungen gehen mit neuen Vorschriften, Kontrollen und Forderungen an die Landwirte einher. Mein Vater war 50 Jahre auf der Alp, hat Käse hergestellt und dafür keine Subventionen erhalten. Und wenn der Wert der landwirtschaftlichen Produkte im letzten Jahrzehnt genauso gestiegen wäre wie die anderen Lebenskosten, bräuchten die Bauern auch heute wenig bis keine Subventionen vom Bund.

Warum sind die Gelder denn heute so wichtig?

Ein Beispiel: Gehen Sie einmal nach Aeugsten, wenn die Bauern oben am Heuen sind. Gerade in den Steillagen ist das pure Handarbeit. Tag für Tag sehr harte Arbeit. Der Wert von Bergheu nach zwei Tagen Arbeit mit mehreren Personen dürfte so um 200 bis 300 Franken liegen. Also ohne Direktzahlungen vom Bund ein Verlustgeschäft. Wer da einmal einen Tag mitgearbeitet hat, weiss, warum es Subventionen braucht.

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