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Gefährliche Unterscheidungen

Mit einem grauenvollen Video von der Enthauptung des Journalisten James Foley haben die IS-Dschihadisten gestern die Welt geschockt. Neu sind derartige Video-Inszenierungen nicht.

Südostschweiz
21.08.14 - 02:00 Uhr

Von Michael Wrase

Mit einem grauenvollen Video von der Enthauptung des Journalisten James Foley haben die IS-Dschihadisten gestern die Welt geschockt. Neu sind derartige Video-Inszenierungen nicht. Die USA haben im Irak reagiert. Das war richtig. Aber die Amerikaner haben dem hinreichend dokumentierten Abschlachten durch den «Islamischen Staat» zu lange untätig zugesehen.

1000 Dschihadisten reisen laut gemässigten syrischen Oppositionellen jeden Monat als Touristen über die Türkei nach Syrien und den Irak. Nach der Gewalteskala-tion im Norden des Zweistromlandes dürfte der Zustrom gewaltbereiter Islamisten noch zunehmen. Die Regierung in Ankara will die «Gefahr» inzwischen erkannt haben. Wirkungsvolle Massnahmen, um die Reiselust der Dschihadisten zu stoppen, bleiben bislang aus. Die Türkei – und mit ihr zahlreiche arabische Staaten – unterscheiden zwischen gefährlichen und gemässigten Dschihadisten, die in Syrien das Assad-Regime stürzen sollen. Tatsächlich schliessen sich die «Gemässigten» immer öfter dem «Islamischen Staat» an, der grenzüberschreitend agiert. Ein militärisches Vorgehen gegen die IS-Dschihadisten im Irak allein reicht daher nicht aus.

James Foley wurde nach westlichen Geheimdiensterkenntnissen in Syrien umgebracht. Mit Baschar el Assad regiert dort ein Gewaltherrscher, dessen Sturz sicherlich wünschenswert ist. Aber nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Der Nahe Osten würde dann vollends aus den Fugen geraten. Um den «Islamischen Staat» in die Schranken zu weisen, sollte sich der Westen nun mit dem Schurken in Damaskus arrangieren, ihn punktuell dort unterstützen, wo sein Regime von IS-Dschihadisten bedroht ist. Damit wäre auch den wenigen wirklich gemässigten syrischen Rebellen geholfen.

zentralredaktion@suedostschweiz.ch

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