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Früherer Renault-Manager will Peugeot retten

Carlos Tavares hat Grosses vor: Er muss PSA Peugeot-Citroën wieder auf Trab bringen. Der französische Autohersteller soll völlig neu ausgerichtet werden – und dies unter chinesischer Oberaufsicht.

Südostschweiz
28.11.13 - 01:00 Uhr

Von Stefan Brändle

Paris. – Der «Theatercoup» (so das Pariser Wirtschaftsblatt «Les Echos») ist gelungen, die Pariser Börse applaudierte mit einem Kursanstieg. Der PSA-Verwaltungsrat hatte zuvor Anfang Woche bekannt gegeben, Carlos Tavares werde auf den Jahreswechsel in die Direktion einsteigen und «im Verlauf des Jahres» die Konzernleitung übernehmen. Der aktuelle Vorsteher Philippe Varin ist damit entmachtet und faktisch abgesetzt (siehe Kasten). Denn sein Nachfolger mag keine Vorgesetzten. «Es kommt der Moment, da man die Energie und den Appetit hat, um Nummer 1 zu werden», erklärte er im August, als er sich mit Renault-Chef Carlos Ghosn überwarf und seinen Hut nahm. Nur drei Monate später ist Tavares nun wirklich die Nummer 1 – beim Erzrivalen Peugeot.

Leicht wird die neue Aufgabe nicht. Tavares gilt als führungsstark, bisweilen autoritär; doch als Autonarr hat er auch einen direkteren Draht zu den 200 000 Angestellten als der frühere Stahlindustrielle Varin. Bloss geht es PSA bedeutend schlechter als Konkurrent Renault. Nach einem Rekordverlust im Vorjahr wird die legendäre Fabrik in Paris-Aulnay derzeit geschlossen.

32 Jahre bei Renault

Die Probleme der Löwenmarke sind struktureller Natur: Peugeot und Citroën sind zu stark auf Europa ausgerichtet und ihre Modellpalette bewegt sich zu sehr in der Mittelklasse mit ihren vergleichsweise tiefen Margen. Renault ist hingegen eine globale Partnerschaft mit Nissan eingegangen und hat mit der rumänischen Billigmarke Logan einen Absatzrenner für Schwellenländer entwickelt. Das ist zum Teil das Verdienst von Tavares, der 32 Jahre bei Renault gewirkt hatte. 2004 schickte ihn Ghosn als Strategiedirektor zu Nissan, bevor er ihn zu dessen Amerika-Chef machte. Diese Erfahrung kommt dem 55-jährigen Franzosen mit portugiesischen Wurzeln nun sicher gelegen.

2012 musste General Motors (GM) mit sieben Prozent bei PSA ins Kapital geholt werden. Und jetzt gibt die Eignerfamilie, die rund ein Viertel der Anteile und 38 Prozent der Stimmrechte hält, wohl endgültig die Kontrolle ab: Der chinesische Konkurrent Dongfeng und – in dessen Zuge – auch der französische Staat wollen je bis zu 30 Prozent der Anteile übernehmen und dafür zusammen drei Milliarden Euro einschiessen. Gerüchteweise haben die Chinesen auf der Berufung des international erfahrenen Franko-Portugiesen bestanden.

Schwierige Aufgabe

Tavares dürfte versuchen, die Renault-Rezepte auf PSA zu übertragen und mit Dongfeng Billigautos en masse für die südliche Hemisphäre zu bauen. Allerdings hat der chinesische Staatskonzern nicht das Kaliber von Nissan. Branchenkenner warnen zudem, dass Dongfeng nur an der PSA-Technologie interessiert sei. Zudem könnte GM die PSA-Beteiligung fallen lassen, falls Peking und Paris zusammen die Mehrheit übernehmen sollten. Die viel diskutierte Annäherung zwischen Peugeot und der GM-Tochter Opel wird damit eher unwahrscheinlich.

Aber PSA und Tavares haben gar

Der scheidende Chef des schwer angeschlagenen Autobauers PSA Peugeot Citroën, Philippe Varin, erhält einen goldenen Fallschirm. Der Abgang soll dem 61-Jährigen durch eine Zusatzpension von insgesamt 21 Millionen Euro versüsst werden. Das geht aus PSA-Unterlagen hervor, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegen. Gewerkschaftsvertreter und Politiker reagierten schockiert angesichts der Höhe der Pension. Varin solle auf das Geld verzichten, forderte ein

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