×

Forscher sind Sonnenbrand-Schmerz auf der Spur

Krebsrote Haut, weisse Streifen und schlimmstenfalls Blasen: Unvorsichtige Sonnenanbeter vergessen bei perfektem Sommerwetter leicht, welchen Risiken sie sich aussetzen. Forscher haben nun ein Protein als Schmerzauslöser identifiziert.

Südostschweiz
03.08.11 - 02:00 Uhr

Von Lauran Neergaard

Das Sonnenbad wird über Stunden ausgedehnt, oder man verdrängt beim Sport die Gefahren der UV-Strahlung. Und schon ist der Sonnenbrand da, obwohl ein Grossteil der Bevölkerung eigentlich weiss, wie ihm vorgebeugt werden kann. Der Sonnenbrand ist keine simple Begleiterscheinung, sondern medizinisch betrachtet eine durch UV-Strahlung verursachte Entzündung der Haut (siehe Kasten). Ultraviolett-Anteile aus den Sonnenstrahlen dringen in die Haut ein, schädigen das Zellgewebe und führen zu einer lokalen Entzündungsreaktion.

Britische Wissenschafter haben im Versuch jetzt getestet, welche Prozesse in den von Sonnenbrand betroffenen Hautarealen ablaufen. An den Armen von Testpersonen, die sich zu dem Experiment bereit erklärt hatten, wurden kleine Hautstellen kontrolliert UV-Strahlung ausgesetzt. Die Dosis war so berechnet, dass eine mittlere Bräune erzielt würde. Die Forscher vom King’s College London beobachteten die stufenförmig verlaufenden Sensibilisierungsprozesse der Haut. Auf dem Höhepunkt der Schmerzen nahmen sie Proben von winzigen Teilen der beschädigten Epidermis und analysierten die darin ablaufenden biochemischen Veränderungen. Dabei entdeckten sie ein Protein, das den kaskadenartig anschwellenden Schmerz sowie die Rötung verursacht. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift «Science Translational Medicine» veröffentlicht.

Hautzellen sterben ab

In Folgeexperimenten an Ratten bestätigte sich, dass das Molekül CXCL5 tatsächlich eine Schlüsselrolle spielt. Es ruft Immunzellen auf den Plan, die entzündliche Prozesse anstossen, so dass die durch Sonneneinstrahlung geschädigten Hautzellen absterben. Die Aktivität des Proteins steigt in Verbindung mit dem fortschreitenden Sonnenbrand stärker an als ande- re schmerzauslösende Substanzen. Überdies ergab sich ein erstaunlicher Befund: Die sonnenverbrannten Füsse der Ratten wurden mit einem Injektionsstoff behandelt, der das Protein blockierte. Infolgedessen wurde der Schmerz auf dem vorgefundenen Niveau gestoppt.

Das Ergebnis könnte neue Medikationen auf den Weg bringen. DieWissenschafter werden nun prüfen, ob das Protein ebenfalls bei langlebigen Arten von Schmerz eine Rolle spielt.

Von Rötung bis Schüttelfrost

Welche Symptome intensive Sonnenbestrahlung hervorruft, ist bekannt. Nach vier bis acht Stunden kommt es zu Spannungsgefühlen auf der Haut; nach zwölf bis 36 Stunden ist der Höhepunkt erreicht. Verbrennungen ersten Grades äussern sich als Rötung, Schwellung, Jucken. Hinzu kommen Schmerzen und Druckempfindlichkeit; auch Fieber und ein Kreislaufzusammenbruch können auftreten. Bei Verbrennungen zweiten Grades bilden sich zudem Brandblasen. Sind grosse Hautareale betroffen, stellen sich dazu Fieber und Schüttelfrost ein, dann sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Was viele Sonnenanbeter vergessen: Auch eine tiefe Bräunung ist aus medizinischer Sicht ein Sonnenbrand. Wird die Haut jahrelang auf diese Weise bestrahlt, steigt das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, um ein Vielfaches an. Obgleich die Liste der Mittel, die gegen Sonnenbrand empfohlen werden, lang ist, gibt es keine Behandlung, die sofort Linderung verschafft. US-Dermatologen empfehlen bei Schmerzen entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Naproxen, die auch gegen Kopfschmerzen helfen. Kühlung ist in jedem Fall angeraten; auch cortisonhaltige Cremes oder Lotionen wirken lindernd. Meist verschwindet der Sonnenbrand nach Schuppung der verletzten Hautstellen innerhalb von ein bis zwei Wochen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR