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Extreme lösen keine Probleme

EEs macht absolut keinen Sinn, nach dem Abschuss des Risikobären JJ3 ein Kondolenzbuch zu eröffnen. Und es macht noch weniger Sinn, dass der WWF Schweiz eine Petition namens «Viva M 25» startet.

Südostschweiz
21.08.14 - 02:00 Uhr

Silvia Kessler über verhärtete Fronten in Bezug auf die Grossraubtier-Problematik.

Die Naturschutzorganisation setzt sich für einen Braunbären ein, der aufgrund auffälligen Verhaltens bereits unter engmaschiger Beobachtung des Amts für Jagd und Fischerei steht. Durch «Viva-25-Aktionen» machen sich die Verantwortlichen des WWF unglaubwürdig, was sehr bedauerlich ist. Schliesslich sind sie es, die seit Jahren sehr viel zur Aufklärung über das Wesen von Grossraubtieren wie Bär und Wolf beitragen. Geschieht dies auf einer sachlichen und auf Fakten beruhenden Art, können sich sogar Menschen für die vor Jahrzehnten ausgerotteten Tiere interessieren, die den aktuellen Einwanderungen mehr als nur skeptisch gegenüberstehen.

Denn auch die Skeptiker sammeln Fakten. An der Veranstaltung der Vereinigung Lebensraum ohne Grossraubtiere am Dienstag in Felsberg kam dies deutlich zum Ausdruck. Jeder Schaf- oder Eselriss im Kanton Graubünden ist dokumentiert, und auch darüber, was sich im übrigen Alpenraum in Sachen Ereignissen mit Grossraubtieren tut, wissen sie Bescheid. Während ein gerissenes Schaf für die Natur- und Umweltschutzorganisationen eine «natürliche Begleiterscheinung» der Einwanderungen sein mag, bedeutet dies für den Landwirt einen schmerzhaften Verlust. Wenn nun aber die Mitglieder der Vereinigung Lebensraum ohne Grossraubtiere dafür einstehen, «das Tabu zu brechen und den Hirten wenn nötig die Erlaubnis zu geben, eine Waffe zu tragen. Ein regulärer Waffenschein und Beschränkung der Verteidigung auf die eigenen Weidegebiete würde reichen», kann das auch nicht die Lösung sein. Doch es ist ihnen ernst damit. Auch das war in Felsberg spürbar. Denn die Ohnmacht der Landwirte steigt angesichts der Tatsache, dass sich im Trentino weitere Jungbären auf Wanderschaft machen und das Wolfsrudel am Calanda wächst.

Einige Hoffnung liegt nun auf der Motion Engler, die im September im Nationalrat behandelt wird. Sie würde die Entnahme von Wölfen zur Steuerung der Bestandesdichte zulassen. Kommt die Motion durch, wäre es im Sinne der Nutztierhalter und letztlich auch des Wolfes, wenn auch der WWF den Entscheid akzeptieren würde.

Silvia Kessler ist BT-Regionalredaktorin.

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