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Es braucht die Einsicht der «Lausbuben»

Der Entscheid der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), an ihrer 2004 beschlossenen Sprachenstrategie festzuhalten, ist alles andere, als ein Machtwort zu sprechen.

Südostschweiz
01.11.14 - 01:00 Uhr

Von Rinaldo Tibolla

Lausbuben rennen zwar auch davon, wenn ein Passant sie in flagranti bei einem ihrer Streiche erwischt und sie auf den «Seich» hinweist. Sind sie jedoch an der nächsten Hausecke angekommen, setzen sie ihr Treiben fort.

Solange sie mit keiner Strafe zu rechnen haben, lassen sie sich nicht aufhalten. Auch mit der Polizei zu drohen, hilft da im Moment wenig. Entsprechend ist das Votum von Bundesrat Alain Berset zu verstehen, dass der Bund einschreiten werde, wenn sich Kantone nicht an die Vorgaben halten sollten. Wenn dazu noch das Wort «subsidiär» fällt, schwindet die Durchschlagskraft gleich enorm.

Die EDK ist machtlos im laufenden Sprachenstreit. Sie kann den Kantonen keine Weisungen erteilen, und sie kann sie bei einer abweichenden Haltung auch nicht sanktionieren. EDK-Präsident Christoph Eymann redet selbst davon, dass eine Intervention des Bundes vermieden werden soll. Die Souveränität der Kantone in Bildungsfragen ist ihm wichtig. Kommt hinzu, dass das weitere Vorgehen erst 2015 besprochen wird, wenn die Bilanz vorliegt, ob die Kantone die Harmonisierungsziele erreicht haben. Bis dahin müssen die Erziehungsdirektoren den Diskussionen in den Kantonsparlamenten über die Abschaffung von Frühfranzösisch folgen, die allfälligen «Streiche» und die darauf folgende Kritik aus der Westschweiz über sich ergehen lassen. Es ist wie mit den Lausbuben: Eigentlich bleibt der EDK nichts anderes übrig, als auf die Einsicht der Kantone zu hoffen.

rtibolla@suedostschweiz.ch

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