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Erfolg der AfD als Sterbehilfe für die FDP

Die etablierten Parteien möchten den spektakulären Erfolg der Alternative für Deutschland am liebsten kleinreden. Wahlsieger Stanislaw Tillich will gar nichts zur AfD sagen, und SPD-Chef Sigmar Gabriel verhaspelte sich, als er deren Erfolg mit der «extrem niedrigen» Wahlbeteiligung begründen wollte:

Südostschweiz
01.09.14 - 02:00 Uhr

Von Fritz Dinkelmann, Berlin

Die etablierten Parteien möchten den spektakulären Erfolg der Alternative für Deutschland am liebsten kleinreden. Wahlsieger Stanislaw Tillich will gar nichts zur AfD sagen, und SPD-Chef Sigmar Gabriel verhaspelte sich, als er deren Erfolg mit der «extrem niedrigen» Wahlbeteiligung begründen wollte: Das führe dazu, dass diese Partei jetzt wie «ein Scheinriese» dastehe.

Eine holprige Erklärung, die allein darum interessant ist, weil sie die Unsicherheit widerspiegelt von CDU, SPD, aber auch von Grünen und Linken. Alle haben sie massiv Wähler verloren an eine Partei, die in Deutschland bis zur Europawahl faktisch zum Tabu gemacht wurde. Dumm nur, dass sich diese AfD spätestens mit dieser Sachsenwahl nicht mehr vor der Wählerschaft verstecken lässt. Auch nicht in 14 Tagen, wenn in Brandenburg und in Thüringen das Landesparlament gewählt wird.

Die Prophezeiung mancher, dass die AfD als Protestpartei so rasch aufsteigen konnte wie die Piraten und aus diesem Grund auch ebenso schnell wieder verschwinden werde, ist Geschwätz. Denn anders als diese hat sich die AfD mit Europa und dem Euro profiliert – ein Thema, mit dem sich auch mittelfristig punkten lässt, und das tendenziell eher noch erfolgreicher als bis jetzt. Die Wahlanalyse in Sachsen zeigt überdies, dass die AfD keine pure Protestpartei mehr ist, sondern Zulauf hat nicht zuletzt aus dem Lager der bürgerlichen Mitte, also von da, wo sich CDU, SPD und Grüne tummeln. Und gelingt es der angeblich rechts angesiedelten AfD tatsächlich, sich als neue liberale Kraft im Land zu verkaufen, dann ist dies das definitive Ende der FDP.

zentralredaktion@suedostschweiz.ch

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