Energiewende bedroht Energiesaurier

Von Hanspeter Guggenbühl

Das gilt auch im Geschäft mit der Energie: Fünf der zehn weltweit grössten Unternehmen sind in der Öl- und Gasförderung tätig. Wer sich gegen diese ökonomische Machtballung auflehnt, wird stets mit dem gleichen Satz abgespeist: «Die Globalisierung ist unumkehrbar.»

Die Versorgung mit Energie hat langfristig aber nur dann eine Zukunft, wenn die begrenzten Vorräte an Öl, Gas, Kohle und Uran gespart und ersetzt werden durch erneuerbare Solar-, Wind- und Wasserkraft sowie nachwachsende Biomasse. Die Nutzung dieser erneuerbaren Energie erfolgt zu einem wesentlichen Teil regional oder lokal – und sie baut damit auf dezentrale Wirtschaftsstrukturen. Das verdeutlichte die Jahrestagung der Energiestiftung SES.

Der Umstieg auf erneuerbare Energie bedingt damit nicht nur eine technische Neuorientierung. Er erfordert auch einen Wandel der Wirtschaftsstruktur: Die Ernte von Sonnenenergie auf Millionen von Hausdächern lässt sich mit dem Geschäftsmodell von Multis wie Exxon oder BP nicht vereinbaren. Darum stemmen sich die Saurier gegen die Energiewende. Darum setzen sie unbeirrt auf die Ausbeutung von neuen, immer schwerer erschliessbaren Öl- und Gasvorkommen. Darum verteidigt auch der Bündner Strommulti Repower die zentrale Stromproduktion in Kohlekraftwerken.

Die Versorgung einer wachsenden Bevölkerung mit erneuerbarer Energie ist allein schon eine grosse Herausforderung. Der Konflikt zwischen global und lokal, zwischen zentralen und dezentralen Strukturen erschwert diesen Umstieg. Doch mittel- und langfristig lässt sich die Wende nicht aufhalten. Gut beraten sind darum jene Gemeinden und Regionen, die frühzeitig auf eine sparsame, erneuerbare und dezentrale Energieversorgung setzen. Denn die Geschichte lehrt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

zentralredaktion@suedostschweiz.ch