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Einmal rheinabwärts für Forschung und Wissenschaft

Der Chemiker Andreas Fath will den Rhein in seiner ganzen Länge durchschwimmen. Im Zentrum steht aber nicht die sportliche Leistung, sondern die Erforschung des Wassers.

Südostschweiz
31.07.14 - 02:00 Uhr

Von Sabrina Schellenberg

Landquart. – Es ist 13.50 Uhr als sich Andreas Fath nahe der Landquarter Tardisbrücke vor den versammelten Medienleuten in die Fluten des Rheins stürzt. Geplant war der Start zur dritten Tagesetappe auf dem Weg von der Quelle zur Mündung des Rheins um 12 Uhr. Vielleicht ist es das, was Birgit Rimpo-Repp, Kanzlerin der deutschen Hochschule Furtwangen (HFU), meint, wenn sie sagt: «Hochschulprojekte sind immer ein Stück weit chaotisch.»

Zusammen mit Fath, Professor für Physikalische Chemie und Analytik an der HFU und Langstreckenschwimmer, werden zwei Kanus und ein Schlauchboot ins Wasser gelassen. Zum Team gehören insgesamt rund 50 Personen, 15 davon sind vor Ort. Das Projekt ist auch eine logistische Herausforderung.

Forschung und Sport kombiniert

Fath ist nicht der Erste, der es mit dem Rhein aufnimmt. Verschiedene haben vor ihm versucht, den ganzen Fluss zu durchschwimmen. Jüngst ist auch der Bündner Ernst Bromeis zu seinem zweiten Versuch gestartet. Dennoch ist das Vorhaben der HFU bislang einzigartig. Denn Fath geht es zwar auch um die sportliche Leistung, weit wichtiger ist ihm jedoch der Gewinn von wissenschaftlichen Ergebnissen.

Dazu werden täglich Wasserproben genommen und an der Hinterseite von Faths Waden Membranfolien angebracht, welche organische Stoffe aufnehmen. «So haben wir nicht nur punktuelle Proben, sondern eine Gesamtsicht. Andreas Fath ist dem Wasser ausgesetzt wie ein Fisch», so Matthias Ruff vom Schweizer Forschungsinstitut Eawag, welches das Projekt unterstützt. Fünf weitere Institute werden die Wasserproben untersuchen, um so verschiedene Erkenntnisse über die Wasserqualität des Rheins zu sammeln.

Interdisziplinäres Projekt

Nicht nur sind verschiedene Forschungsanstalten in das Projekt eingebunden, auch bei der HFU setzt man auf Interdisziplinarität. Neben Faths Studenten der Fakultät Medical and Life Sciences sind auch deren Kommilitonen aus der Fakultät Digitale Medien eingebunden. Während die ersten sich mit den Analysen befassen, halten Letztere das Abenteuer auf Video fest. «Bis im Januar 2015 wird daraus ein 45-minütiger Dokumentarfilm», erklärt Dekan Martin Aichele. Die Durchschwimmung des Rheins sei denn auch ein PR-Projekt für die HFU. 100 000 Euro Drittmittel für ein Analysegerät möchte Fath auftreiben und ein Wasserkompetenzzentrum einrichten. Ausserdem soll die Bekanntheit der Hochschule bei potenziellen Studenten gefördert werden. Und dabei hat man Grosses vor: «Vorher kannte niemand unsere Schule, nachher kennen sie alle», prophezeit Fath.

«Die Proben sind das Wichtigste»

Nachher beginnt gemäss Plan am 24. August. Dann will Fath nach 1231 Kilometern beim Rotterdamer Küstenort Hoek van Holland die Nordsee erreichen. Und was, wenn ihm das Hochwasser einen Streich spielt? Fath ist zuversichtlich, dass er schwimmenderweise ans Ziel kommt, allenfalls mit ein paar zusätzlichen Ruhetagen. Das Wichtigste seien aber die Proben und die würde man auf jeden Fall sammeln können: «Auch wenn ich dafür den Neoprenanzug mit der Membranfolie hinter dem Boot durchs Wasser ziehen muss», so Fath.

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