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Einigen «Brummis» einiges aufgebrummt

Das sei kein Problem, sagt der Chauffeur, der mit seinem Lastwagen mit Solothurner Kennzeichen auf der Autobahn Richtung Chur unterwegs war. «War», denn bei der Autobahnausfahrt Weesen wird er von einem Glarner Kantonspolizisten von der Autobahn gewunken.

Südostschweiz
20.04.14 - 02:00 Uhr

Bei einer Schwerverkehrs-Kontrolle wird ein Drittel der Lenker verzeigt

Von Marco Häusler

Jetzt steht er mit seinem «Brummi» im Werkhof Biäsche auf der Fahrzeugwaage und wird zum Alkoholtest gebeten. Zum zweiten Mal, weil er zuerst einfach zu wenig kräftig und nicht lange genug in das Gerät geblasen hatte.

«Keis Problem», kommentiert der «Solothurner» die Aufforderung zur Wiederholung des Tests, bläst ins Gerät, als wärs ein Alphorn, und entlockt ihm sogar einen Ton. Den entscheidenden, der anzeigt, dass die Probe nun erfolgreich abgegeben wurde. Tatsächlich ist sie «keis Problem».

<strong>Für Berufsfahrer</strong> gilt ein striktes Alkoholverbot. Beim Test dürfen maximal 0,09 Promille angezeigt werden. «In der Schweiz ist das in der Regel nicht das Problem», sagt Armin Ackermann. Häufiger seien Verstösse gegen die Arbeits-und Ruhezeit-Verordnung (siehe Box), zu schwer beladene Fahrzeuge oder andere Mängel. «Es hat allerdings stark gebessert», weiss der Chef des Fachdienstes Verkehr der Glarner Kantonspolizei. «Die Lastwagen aus ganz Europa sind meistens in einem guten Zustand.»

In nur noch mässig gutem Zustand ist der «Solothurner». Alkohol war zwar «keis Problem», die Waage schlug aber gegen ihn aus. Sie zeigt 19,3 Tonnen auf den Achsen der Zugmaschine an. «Erlaubt wären maximal 18 Tonnen», erklärt Ackermann. Weil das Gewicht samt dem Auflieger 40 Tonnen nicht überschreitet, vermutet er, dass die Ladung falsch verteilt ist.

<strong>Kontrolliert wird das</strong> am nächsten Posten im Werkhof, an dem auch ein genauer Blick auf die Papiere und den Fahrtenschreiber geworfen wird. Ein Spezialist des Strassenverkehrsamtes prüft den allgemeinen Zustand des «Trucks», allfälliges Gefahrengut wird unter die Lupe genommen, und für die Zollbehörde wird unter anderem eine Dieselprobe aus dem Tank entnommen.

«Manche fahren mit Heizöl», erläutert Ackermann dazu, «aber das kommt nicht mehr so häufig vor.» Kontrolliert werden muss es trotzdem.

Mit der Auswertung des «Tachografen», der die Fahr- und Ruhezeiten mechanisch oder digital aufzeichnet, dauert das einen Moment. «Je nachdem zwischen zehn bis 20 Minuten», schätzt Ackermann die Dauer für die gesamte Kontrolle eines Lastwagens.

<strong>Länger geht es,</strong> wenn Probleme auftauchen. Manchmal dauert es dann sogar Stunden, bis der Chauffeur seine Fahrt fortsetzen kann. «Wenn etwas sofort repariert werden muss», nennt Ackermann ein Beispiel, «oder wenn ausländische Chauffeure Geld beschaffen müssen.» Das wiederum müssten sie meistens, wenn es teuer wird. «Ausländer müssen eine Bussenkaution hinterlegen», sagt Ackermann, «und die meisten tragen nur wenig Geld auf sich.»

Zu wenig Ruhezeit fördert die Auswertung der Daten für den Fahrer eines «Trucks» mit österreichischen Nummernschildern zutage. «Ich fand keinen Parkplatz», rechtfertigt er sich. Dafür zeigen die Polizisten durchaus Verständnis. Ein Lastwagen ist ja kein Smart, und mit bis zu 18 Metern Länge kann sich die Suche nach einer Parklücke schon etwas schwieriger gestalten. «Wir haben einen gewissen Ermessensspielraum», führt Ackermann dazu aus, und dass sich dieser am «gesunden Menschenverstand» orientiere.

<strong>Zu ungesund</strong> scheinen die Arbeitszeiten in diesem Fall aber für den «Österreicher» gewesen zu sein. Seine erzwungene jetzige Ruhezeit verlängert sich auch noch wegen weiterer Probleme. Er trägt es mit wenig Begeisterung, aber erstaunlich viel Fassung. «Für Berufsfahrer sind solche Kontrollen Routine», betont Ackermann. «Einige sind uns sogar dankbar dafür, weil sie so die Einhaltung der Ruhezeiten gegenüber dem Arbeitgeber besser rechtfertigen können.»

Die Glarner Polizisten wiederum haben eine Vereinbarung mit dem Bund, wonach sie fast 1870 Stunden Schwerverkehrs-Kontrollen pro Jahr zu leisten haben. «Das machen wir täglich», führt Ackermann aus, «aber nicht in diesem Ausmass.»

<strong>Grosskontrollen</strong> wie diese werden fünf- bis sechsmal jährlich gemacht. Die jetzige war sogar interkantonal koordiniert. Sie begann um 6 Uhr in Rothenbrunnen (GR), wurde um 10 Uhr in Mels im Sarganserland (SG) und um 14 Uhr im Kanton Schwyz fortgesetzt.

Jetzt sind die Glarner für vier Stunden an der Reihe, weil sie vom Werkhof Biäsche aus auch den entsprechenden Autobahnabschnitt auf Glarner Kantonsgebiet betreuen.

Durch diesen fährt ein weiterer Österreicher. «Ich habe leere Flaschen nach Elm gebracht», sagt Kurt Klocker aus Lustenau. «Jetzt wollte ich zurück.» Stattdessen steht er jetzt im Werkhof. «Leer», beantwortet er die Frage nach seiner Ladung. Und leer bleibt auch sein «Sündenregister». Genervt habe ihn die Kontrolle nicht, gibt er bereitwillig Auskunft, «aber ich empfinde es schon langsam ein wenig als Schikane.» Bei Schweizern und Österreichern sei doch sowieso immer alles in Ordnung. «Ich hätte um 17 Uhr Feierabend gehabt», fügt er noch an. Und mit breitem Lächeln: «Jetzt wirds halt ‘e bisserl’ später.»

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