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Ein Zeitzeuge verschwindet

Das Bild des Landquarter Bahnhofs verändert sich weiter. Zurzeit wird der 111-jährige SBB-Güterschuppen in seine Einzelteile zerlegt und eingelagert.

Südostschweiz
03.06.14 - 02:00 Uhr

Cornelius Raeber

Ein weiterer Zeitzeuge aus der Bahngeschichte Landquarts verschwindet aus dem Dorfbild. Nach mehreren RhB-Wohnhäusern an der Bahnhofstrasse aus der Gründerzeit der Alpenbahn, wird in diesen Tagen und Wochen auch der SBB-Güterschuppen zwischen den RhB- und SBB-Geleisen abgerissen –, wobei abgerissen eigentlich das falsche Wort ist.

Neue Verwendung gesucht

Der Holzbau aus dem Jahre 1903, der im Bündner Bautenverzeichnis 1800-1970 als schützenswert eingetragen ist, wird nämlich fein säuberlich in seine Einzelteile zerlegt, per Bahn nach Trin transportiert und dort beim Bahnhof eingelagert. «Weil der Doppeldach-Bau einzigartig in der Region ist, haben sich die Denkmalpflege Graubünden, die RhB und die SBB darauf geeinigt, den Güterschuppen zu demontieren, einzulagern und zu einem späteren Zeitpunkt an einem geeigneten Standort wieder aufzurichten», bestätigt Lea Meyer, die Mediensprecherin der SBB. Der Güterschuppen sei in einem sehr schlechten baulichen Zustand gewesen und hätte mittelfristig sowieso einem geplanten Gleisausbauprojekt der RhB weichen müssen, so Meyer weiter. Die Kosten für die Demontage und den Transport nach Trin betragen gemäss der SBB Mediensprecherin rund 400 000 Franken. Diese werden von der SBB übernommen. Der Rückbau dürfte im Verlaufe des Augusts abgeschlossen sein.

Mit der Überführung des demontierten Gebäudes nach Trin wird auch die RhB neue Eigentümerin des Schuppens. Wie Christian Florin, stellvertretender RhB-Direktor und Leiter Infrastruktur erklärt, bestünden jedoch noch keine konkreten Pläne, was genau mit dem Gebäude geschehen soll und wo es dereinst zu stehen komme.

Projektvarianten in Abklärung

Dass die RhB mit dem Bahnhof Landquart grossen Pläne hat, ist seit Längerem bekannt. Wie Florin schon anlässlich des Neujahrsapéros der Gemeinde Landquart Anfang 2013 informierte, will die RhB verschiedene Infrastrukturanlagen wie Gleis- und Güterumschlagan- lagen erneuern. Ebenso soll Platz geschaffen werden für neue Unterhaltsanlagen der RhB-Hauptwerkstätte. «Mit der Demontage des Güterschuppens bekommen wir die Möglichkeit, den frei gewordenen Platz für den Bahnbetrieb zu nutzen», erklärt Florin auf Anfrage. «Zurzeit arbeiten wir daran, mögliche Varianten detaillierter zu beurteilen.» Dabei würden ebenfalls die Bedürfnisse der Hauptwerkstätte sowie eine allfällige Erweiterung derjenigen näher geprüft. «Insbesondere legen wir den Schwerpunkt auf den Rollmaterialunterhalt», so Florin. Bis Ende Jahr rechnet er damit, ausgearbeitete Projektvarianten näher vorstellen zu können.

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