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«Ein Steinsockel mit einer riesigen Holzkiste darauf»

An der Frauenberg-Burg in Ruschein nagt der Zahn der Zeit – um genau zu sein, seit etwa 800 Jahren. Nun soll die Burg in den nächsten Jahren gesichert werden und in neuem Glanz erstrahlen.

Südostschweiz
21.08.14 - 02:00 Uhr

Virginia ritter

Felix Nöthiger ist begeistert. Erst vor Kurzem hat er eine weitere Tür in der Frauenberg-Burg in Ruschein entdeckt, die den Weg in zwei angrenzende Räume der Ruine weist. Die Räume selber sind noch gänzlich im Boden verborgen. «Man sieht die Quermauer neben der Tür, darin muss sich wiederum ein Durchlass befinden, der die beiden Räume verbindet», freut sich der Burgenexperte vom Verein Pro Castellis.

Zurzeit herrscht in der Burgruine ein reges Kommen und Gehen. Die dritte, vom Archäologischen Dienst Graubünden freigelegte Mauer, wird von Nöthiger und zwei Bauarbeitern stabilisiert. In einer früheren Etappe wurden zudem die beiden sich gegenüberliegenden Mauern sowie das Eingangstor restauriert. Der helle, frostsichere Mörtel zeigt noch die reparierten Stellen am Mauerwerk. Die Restaurationsarbeiten geschehen im Auftrag der Gemeinde Ilanz, der Besitzerin der Burg. Mithilfe der Stiftung Frauenberg, Pro Castellis, dem Archäologischen Dienst und der Denkmalpflege soll sie bald in neuem Glanz erstrahlen. Die Stiftung, deren Präsi-dium Gion Mathias Cadruvi inne hat, beschäftigt sich schon lange mit der Burg Frauenberg. «Ich habe schon als Kind in dieser Ruine gespielt, dass sie jetzt restauriert wird, freut uns natürlich sehr», erzählt Gion Mathias Cadruvi.

Sinn fürs Dekorative

Der Bau an sich sei in dieser Form einzigartig, erklärt der von der Gemeinde hinzugezogene Berater Nö-thiger. «Beim Eingangstor sind die beiden Radabweiser gut zu sehen, bei Burgen sind diese normalerweise nicht vorhanden.» Radabweiser dienten der Sicherheit, sodass die Räder daran abrutschen konnten und die Radnabe nicht die Mauer touchierte.

Auch die Bauart sei für Graubünden einzigartig. «Man muss sich eine Art Haus, ein Palace, vorstellen – die sieben bis acht Meter hohen Mauern waren sozusagen der Sockel, auf dem man eine riesige Holzkiste gestellt hatte.» Diese Holzkonstruktion, vermutlich zwei Stockwerke hoch, ragte über die Mauern hinaus. Laut Nöthiger ermöglichte diese Bauweise eine einfache und effiziente Verteidigung, bei der lediglich Steine durch eingebaute Falltüren befördert werden mussten.

Der ganze Bau wurde gemäss Nöthiger mit viel Genauigkeit und Liebe zum Detail gebaut. Bei der inneren, kürzlich entdeckten Tür finden sich, ähnlich wie beim Eingangstor, zwei konkave Konsolen. «Diese dienten, im Gegensatz zu den Radabweisern am Haupttor, keinem Zweck, sie waren rein dekorativer Natur», so Felix Nöthiger. Dies zeige das Qualitätsbewusstsein sowie die finanziellen Mittel des Bauherren.

Frauenberg oder Frundsberg?

Die Entstehung des Gebäudes schätzt er um das 13. Jahrhundert, genau sagen könne man es aber nicht. Besitzer waren nachweislich die Herren von Frauenberg, deren bekanntester Vertreter, Heinrich von Frauenberg, jedoch auf der Burg Gutenberg im liechtensteinischen Balzers lebte. Heinrich war nicht nur Minnesänger, er bestritt auch Turniere und war als kampflustiger Haudegen bekannt.

Die Vermutung, die Burg gehöre den Herren von Frundsberg – sie wird teilweise auch Frundsberg genannt –, hält Nöthiger für falsch. «Möglicherweise hat sich der Name mit der Zeit verändert, aus Frauenberg entstand Frundsberg.» Die Herren von Frundsberg waren nämlich in Deutschland zu Hause, zudem lebten sie Ende des 15. Jahrhunderts und waren somit später aktiv.

Wie lange die Arbeiten andauern, und wie die restaurierte Burg am Schluss aussehen wird, weiss noch niemand genau, so Cadruvi und Nöthiger. Vieles hänge von den finanziellen Mitteln ab sowie vom Archäologischen Dienst, denn das Gelände steht unter Schutz. Wenn alles gut läuft, sollten die Arbeiten laut Felix Nöthiger in drei Jahren beendet sein. Bis dahin freut er sich darauf, dem alten Gemäuer viele weitere Geheimnisse zu entlocken.

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