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Ein geistesblitz im Namen der Sicherheit?

Jahrelang weigerte sich die St. Galler Polizei, der Öffentlichkeit die Standorte von mobilen Blitzern bekannt zu geben. Warnten die Radiostationen vor solchen Blechpolizisten, reagierte die Polizei verärgert.

Südostschweiz
01.10.14 - 02:00 Uhr

Von Roland Lieberherr

Jahrelang weigerte sich die St. Galler Polizei, der Öffentlichkeit die Standorte von mobilen Blitzern bekannt zu geben. Warnten die Radiostationen vor solchen Blechpolizisten, reagierte die Polizei verärgert. Nun macht sie es überraschenderweise selbst. Listet im Internet auf, wo Temposünder momentan aufpassen und abbremsen sollten. Primär sollen somit die Strassen sicherer werden, so die Begründung. Und man will nicht länger als Abzocker dastehen, der die Automobilisten schröpft.

Dem steten Vorwurf, die «bösen Bullen» schikanierten mit Blitzern an unsäglichen Standorten die Autofahrer, wird damit etwas Wind aus den Segeln genommen. Denn jeder kann nun selbst nachschauen, wo er vom Gaspedal muss, um nicht in die Radarfalle zu rasseln. Und fährt man mit gedrosseltem Tempo, passieren weniger – oder zumindest weniger schwerwiegende Unfälle. Das ist im Sinne aller.

Ein polizeilicher Geistesblitz im Namen der Sicherheit also? Oder schlicht eine geschickte Kommunikationsstrategie, um die fünf neuen mobilen Blitzer zu rechtfertigen, die ab 2015 pro Jahr zusätzliche 8 Millionen einbringen sollen? Wohl etwas von beidem: Ginge es wirklich nur um die Sicherheit auf den Strassen, müsste die Polizei die Blitzerliste täglich aktualisieren – und nicht nur einmal pro Woche. Doch dann kämen vielleicht just zu wenig Bussgelder zusammen.

Das Dilemma ist offensichtlich: Dass es der Polizei nur um die Sicherheit geht, vermag niemanden gänzlich zu überzeugen. Denn sie agiert als verlängerter Arm der Politik, die auf die Blitzermillionen zählt, um die marode Staatskasse zu füllen.

rlieberherr@suedostschweiz.ch

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