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Ein Felssturz lässt Almens erschüttern

Ein Felssturz östlich von Almens hat gestern Morgen im Domleschg für Aufregung gesorgt. Die Anwohner kamen aber mit dem Schrecken davon. Laut Kantonspolizei Graubünden bestand zu keiner Zeit Gefahr.

Südostschweiz
09.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Franco Brunner

Almens. – Die Bewohner von Almens sind gestern Morgen unsanft aus dem Schlaf geweckt worden. Kurz nach 8 Uhr donnerte östlich von Almens, im Val Tscheins, eine Gesteins- und Gerölllawine ins Tal. Glücklicherweise vielen die Felsblöcke in unbewohntes Gebiet, sodass keine Personen zu Schaden kamen.Die meisten Almenser nahmen den Felssturz und die danach folgende Staublawine relativ unaufgeregt zur Kenntnis, wie ein Rundgang durch das 200-Seelen-Dorf zeigte. «Wo es Felsen hat, gibt es nun mal auch Felsstürze», sagte zum Beispiel Andreas Decarisch. Auch das Ehepaar Fritz und Pia Locher vermochte das frühmorgendliche Gerölldonnern nicht wirklich zu beunruhigen. «Ich sah, wie der ganze Felskegel nach unten fiel», sagte Fritz Locher. Doch dass es hier hin und wieder ein wenig rumple, sei ganz normal. Obwohl, etwas unheimlich sei das Donnern und die darauf folgende Staublawine schon gewesen, gestand seine Frau Pia Locher. An eine andere Naturgewalt als einen Felssturz dachte zuerst Andrea Dell' Orto. «Als das Haus anfing zu zittern, dachte ich, es sei ein Erdbeben.»

Zu keiner Zeit Gefahr

Dass der Felssturz «zu keiner Zeit eine Gefahr für Mensch, Tier oder Gebäude darstellte», wie es in einer Polizeimeldung heisst, ist der Tatsache zu verdanken, dass das betroffene Gebiet am Fusse der Felswände als «Gefahrenzone» gilt und somit gänzlich unbewohntes Gebiet ist. Eine kleine Bedrohung lauert jedoch trotzdem noch über Almens. «Es wäre theoretisch möglich, dass sich die gebildete Rüfe löst und weiter nach unten wandert», sagte Andreas Huwiler, Geologe vom kantonalen Amt für Wald, auf Anfrage. Diese Möglichkeit sei aber «verschwindend gering» und würde erst nach «sehr langen und extrem starken» Gewittern zum Thema werden. Trotzdem hat das Amt als vorbeugende Massnahme ein Team eingesetzt, das über Nacht die Gefahrenzone beobachtet. Zudem wurde ein Wanderweg im Gebiet bis auf Weiteres gesperrt.Was den spektakulären Felssturz ausgelöst habe, könne man zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, erklärte Huwiler. Auch das Ausmass der ins Tal gedonnerten Gesteinsmassen könne noch nicht abgeschätzt werden, da sich derzeit noch immer in regelmässigen Abständen kleine Gesteinsblöcke lösen würden. «In der Regel dauern diese kleineren Niedergänge zwei bis drei Tage», sagte Huwiler. Danach könne man sich ein genaueres Bild machen. Ungewöhnlich sei das Geschehene indes nicht. «Diese übersteilen und brüchigen Schieferstein-Felswände bröckeln mit der Zeit zwangsläufig ab» Doch da das betroffene Gebiet unbebaubare Zone sei, bestehe überhaupt keine Gefahr und müsse auch nichts Weiteres dagegen unternommen werden.

Kurzzeitige Mondlandschaft

Ebenfalls keine Folgen für Mensch und Umwelt hat die feine Staubdecke, die das Waldgebiet oberhalb Almens gestern in eine Mondlandschaft verwandelte. Der Staub des herabgestürzten Schiefergesteins habe die ansonsten grünen Wiesen und Sträuche zwar in ein unwirkliches Grau getaucht, nach dem ersten Regenguss würden die Almenser ihre Landschaft jedoch schon wieder im richtigen Farbton zurückhaben, versicherte Huwiler.Etwas sicherer dürfte sich mittlerweile Anita Krzeminski fühlen. Der erst vor drei Jahren nach Almens zugezogenen Wirtin hatte der morgendliche Donnerlärm schon etwas zugesetzt, wie sie gestern gestand. «Für mich ist das halt noch etwas neu und ungewohnt. Dass die Absturzstelle jetzt aber über Nacht beobachtet wird, beruhigt mich und lässt mich wohl etwas besser schlafen.»

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