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Ein Déjà-vu für Tiger Woods am US Open in San Francisco

Die Spitzengolfer Luke Donald, Rory McIlroy und Tiger Woods sind vor dem heute beginnenden US Open in San Francisco in Bestform. Woods errang seinen 14. und bislang letzten Sieg an einem Majorturnier vor vier Jahren.

Südostschweiz
14.06.12 - 02:00 Uhr

Von Peter Lerch

Golf. – Namhafte Golfexperten hatten vorausgesagt, dass Tiger Woods nach dem Ende 2009 losgebrochenen hausgemachten Skandal um seine Person für lange Zeit nicht mehr zu seiner einstigen Stärke auf dem Golfplatz zurückfinden würde. Sie haben recht bekommen. Zumindest, was die Siege an den vier grossen Turnieren, den sogenannten Majors, angeht.

Am US Open 2008 in San Diego erkämpfte Woods einen seiner legendärsten Siege. Er war damals am Knie verletzt, hinkte und machte nach kräftigen Abschlägen ein schmerzverzerrtes Gesicht. In dieser Verfassung musste Woods nicht nur die üblichen 72 Löcher (vier Runden) bewältigen, sondern deren 91. Der amerikanische Nobody Rocco Mediate hatte ihn in ein Stechen gezwungen. Das einzigartige und eigentümliche Reglement des US Open besagt, dass ein Stechen jeweils am Montag über volle 18 Löcher ausgetragen wird. Nach dieser Zusatzrunde waren Woods und Mediate immer noch schlaggleich. Dann glückte Woods am 91. Loch der spektakuläre Sieges-Putt. Seit diesen unvergesslichen Ereignissen sind 15 Majors ohne weiteren Sieg des Superstars verstrichen. Die Durststrecke ist mittlerweile deutlich länger als die erste, während der Woods ab Juni 2002 an zehn grossen Turnieren in Serie sieglos war.

Woods unter den Topfavoriten

Trotz dieser Zahlen kommen auch die Experten nicht darum herum, Woods für das mit acht Millionen Dollar dotierte 112. US Open im Olympic Club von San Francisco zu den Topfavoriten zu zählen. Woods ist einer von nur sechs Golfern, die in diesem Jahr auf den Tours in den USA und in Europa mehr als ein Turnier gewonnen haben. Er siegte zuerst Ende März in Orlando, am prestigereichen Turnier des Gastgebers Arnold Palmer. Dieser Erfolg machte ihn zum ersten Sieg- anwärter für das US Masters in Augusta im April, das erste Major des Jahres. Dort kam er jedoch nur auf den 40. Platz. Den zweiten Saisonsieg errang Woods Anfang Monat in Dublin, Ohio, am Anlass von Jack Nicklaus. Mithin war es für Woods wieder die gelungene Hauptprobe für ein Major – für das jetzige US Open. Für Woods also ein Déjà-vu. Er weiss, dass er die Leistungskonstanz früherer Jahre noch nicht erreicht hat. Tiger Woods weiss allerdings auch, dass er wieder jederzeit zuschlagen kann, wenn die Form der Woche es ihm erlaubt.

McIlroy tritt als Titelverteidiger an

Der Titelverteidiger am US Open ist Rory McIlroy. Der erst 23 Jahre alte Nordire geriet vor wenigen Wochen in eine kleine spielerische Krise, während der er an drei Turnieren in Folge vor den Finalrunden ausschied. Letzte Woche aber konnte er mit seinem siebten Platz am Turnier in Memphis neue Zuversicht tanken. «Ich habe davon viel Positives mitgenommen, ich bin gut vorbereitet», sagte der hochbegabte Nordire, der das Potenzial hat, Major-Turniere in grosser Zahl zu gewinnen.

Der Engländer Luke Donald, Nummer 1 der Weltrangliste, will sobald als möglich den lästigen Ruf loswerden, der beste Golfer ohne Major-Titel zu sein. Mit seinen 34 Jahren hat Donald noch viel Zeit, den Makel zu beseitigen. Aber der Druck steigt von Mal zu Mal. «Bei den Majors sind die Erwartungen einfach grösser», sagte er. «Ich muss lernen, damit umzugehen.»

Zum engsten Kreis der Favoriten gehören auch der Engländer Lee Westwood – auch er noch ohne Major-Titel im Palmares – und Bubba Watson, der Sieger des US Masters.

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