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Ehrgeiziger Jungbauer will der erste Schweizer Meister seiner Zunft werden

Als einziger Bündner vertritt Gian Risch Tscharner aus Alvaneu die Landwirtschaft an deren erster Berufsmeisterschaft. Sein Ziel ist klar: Er will die 35 Konkurrenten hinter sich lassen.

Südostschweiz
30.07.14 - 02:00 Uhr

Silvia Kessler

Die Abschlussprüfung zum diplomierten Landwirt EFZ hat Gian Risch Tscharner bereits im April absolviert und bestanden. Seit gestern Dienstag ist nun auch die Lehrzeit beendet. Vorbei ist es jetzt also mit dem Lernen, könnte man meinen, doch für den 19-Jährigen sieht das etwas anders aus. Er ist nämlich einer von 36 Landwirten – vier Frauen und 32 Männer – die ab Mittwoch, 17. September, an den Swiss Skills 2014 in Bern teilnehmen werden. An den erstmals stattfindenden nationalen Berufsmeisterschaften messen sich die besten jungen Schweizer Berufsleute aus Handwerk, Industrie und Dienstleistungen. Über 130 Berufe werden «am Grossanlass mit spitzensportlicher Note» vertreten sein (siehe Titelseite).

Für die Landwirtschaft gab es bisher noch nie eine Berufsmeisterschaft, womit die Swiss Skills in Bern für die teilnehmenden Landwirte gleich eine doppelte Premiere darstellen. Die 36 am Wettkampf teilnehmenden Bäuerinnen und Bauern stammen aus der ganzen Schweiz. Die Ostschweiz ist mit acht Teilnehmern vertreten, Gian Risch Tscharner aus Alvaneu ist der einzige Bündner im Feld.

Die «Bündner Ehre» gerettet

Zwei Kandidaten darf das Landwirtschaftliche Ausbildungs- und Beratungszentrum (LBBZ) Plantahof in Landquart, wo auch Tscharner die Ausbildung absolviert hat, für die Swiss Skills stellen. «Es kann ja nicht sein, dass vom Plantahof kein Bündner nach Bern reist», habe er sich gedacht, und so beschloss der junge Berufsmann, bei den internen Vorausscheidungen mitzumachen. Prompt löste er zusammen mit Peter Bischof aus Wattwil (SG) das zu vergebende Zweierticket des LBBZ für die Swiss Skills Bern 2014.

In den nächsten sieben Wochen werde er nun den Schulstoff der letzten drei Lehrjahre noch einmal etwas unter die Lupe nehmen. Doch wer sich mit Gian Risch Tscharner über die Landwirtschaft unterhält, merkt bald: Der 19-Jährige ist längst Bauer mit Herz, Kopf und Verstand. Wenn er im Gespräch mit Ausdrücken wie BTS (besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme) oder «Raus» (regelmässiger Auslauf im Freien) um sich schmeisst, erklärt er auf Nachfragen auch gern und detailliert, worum es dabei geht.

Im Detail kennt er auch die unterschiedlichen Facetten, welche die Landwirtschaft zu bieten hat. Besonders angetan ist er von der Bio-Landwirtschaft, wie sie auch sein Vater in Alvaneu betreibt. Gian Risch Tscharner ist der älteste Spross unter insgesamt fünf Geschwistern. Das erste Lehrjahr konnte er auf dem heimischen Hof absolvieren, «mein Vater ist Lehrmeister», erkärt er. Ein weiteres Praktikum hat er auf einem Hof in Chur absolviert, im dritten und letzten Lehrjahr wohnte und arbeitete er bei der Familie von Peter Allemann in Untervaz.

Der Lehrbetrieb biete grosse Unterschiede zum elterlichen Hof, werde der Schwerpunkt in Untervaz doch stark auf Milchkühe und auf die Zucht gelegt. Gian Risch Tscharner zieht Vergleiche, schwärmt von den Weide-Beef-Rindern, die auf Vaters Wiesen in Alvaneu grasen, und die «so liebe Viecher» seien, um dann festzustellen: «Das ist das Schöne an unserem Beruf. Jeder kann selber wählen, ob er auf Mutter- oder Milchkuhhaltung setzen oder Gemüsebauer werden will.»

Hobby wird zum Traumberuf

Darüber, dass er seinen Traumberuf gefunden hat, lässt Gian Risch Tscharner keine Zweifel aufkommen. Die Landwirtschaft ist sein Element. Schon zu Schulzeiten habe ihn sein erster Gang nach dem Unterricht direkt in den Stall geführt. «Andere Hobbies hatte ich eigentlich gar nie.» Eine Freundin aber hat er. Auch sie stamme aus einer Bauernfamilie und könne daher verstehen, dass er nun einmal keinen Beruf mit fixen Arbeitszeiten hat. «Wenn ich aber andere junge Menschen sehe, die jeden Tag mit Widerwillen zur Arbeit gehen, dann weiss ich, dass ich die richtige Berufswahl getroffen habe.»

Berufsmeisterschaften von Mittwoch, 17., bis Sonntag, 21. September. Alle Infos unter www.swissskillsbern2014.ch.

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