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Ehr und Preis für Churs Kulturschaffende

Die Stadt Chur hat gestern fünf Kulturschaffende mit Anerkennungs- und Förderpreisen geehrt: Georg Tannò, Jürg Conzett, Daniel Sailer, Corinne Rusch und Simon Jäger.

Südostschweiz
12.05.11 - 02:00 Uhr

Von Julian Reich

Preisverleihungen sind in etwa so vorhersehbar in ihrem Ablauf wie königliche Hochzeiten: Es gibt ein bisschen Musik, viele Worte, dann einen Blumenstrauss und ein Kuvert, in dem ein Check steckt mit der Preissumme, in diesem Falle 4000 Franken. Und doch, trotz der Wiederkehr des Gleichen, kommt immer wieder viel Publikum zusammen: 2,2 Milliarden Menschen bei William und Kate vor wenigen Wochen, vielleicht 150 bei der Verleihung der städtischen Kulturpreise gestern Abend im Churer Rathaus.

Wenn sich die Dinge ähneln, ist alles Unvorhergesehene eine Wohltat. Dass Silvia Hofmann beispielsweise die letzte Seite ihrer Laudatio auf die Künstlerin Corinne Rusch fehlte. Hofmann reagierte aber souverän: Sie nahm die Brille ab und referierte aus dem Stegreif über die letzten Fragen, die Rusch mit ihrem Werk stellt: Was und wer sind wir? Welche Rolle spielt unsere menschliche Natur, unser Körper in einer Welt der Künstlichkeit? Laut Hofmann ist die Förderpreisträgerin Rusch eine Künstlerin, die in ihren Arbeiten in die Tiefe steigt und uns in Berührung bringt mit einer Schattenwelt, hinter der farbige Tapeten lauern.

Den Reigen der Preisträger eröffnete aber ein anderer: Georg Tannò wurde von Menga Dolf in einer anschaulichen Rede für seine Verdienste um das Bündner Kunstschaffen gelobt. Dolf erläuterte das umfangreiche Werk des Anerkennungspreisträgers als geprägt von einer archaisch numinösen Formensprache. Und immerhin sei er schuld daran, dass sie heute Künstlerin sei.

Aus einem anderen Feld als Tannò und Rusch stammt Jürg Conzett. Der Ingenieur sei ein Brückenbauer im doppelten Sinne, so Laudator Martin Heim: als tatsächlicher Erbauer und als «Vermittler zwischen der Welt der Zahlen und Kräfte und der Welt der Formalen». Seine Fähigkeit sei es, den Dialog zwischen dem Konstruktiven und Architektonischen aufrecht zu erhalten, «sogar die Trennung zwischen den Disziplinen aufzuheben».

Eine gute Figur

Der Kontrabassist Daniel Sailer konnte gestern ebenfalls einen Anerkennungspreis entgegennehmen. Karin Punzi stellte ihn als Musiker von grossem technischen Können, Präzision und Anpassungsfähigkeit vor, der sich in den verschiedensten Stilen – von der Klassik bis zu moderner Improvisation – bestens zurecht findet. «Und ehrlich, er macht auch im Frack eine gute Figur», meinte Punzi. Als Laudator eine gute Figur machte Andri Perl, der den jungen Produzenten und Musiker Simon Jäger vorstellte. Dieser vereine verschiedene Kapazitäten künstlerischer Tätigkeiten in sich, wie etwa «handfestes Können, kreative Kraft und die Qualitäten eines künstlerischen Leiters».

Vor dem allgemeinen Preissegen betonte Bruno Claus, der Präsident der städtischen Kulturkommission, dass die Strategie der Schwerpunktförderung für die Stadt und ihr Kulturschaffen fruchtbar sei. Umrahmt wurde die Feier vom Jungen Orchester Graubünden unter Mathias Kleiböhmer.

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