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Duri Campell, ein Bauer und Skilehrer, der auch politisiert

Er ist Politiker, Bauer und Skilehrer in einer Person: In der Regel bekommt Duri Campell alles unter einen Hut. Aber manchmal wird es schon ein bisschen viel. Eine Begegnung in Chapella.

Südostschweiz
13.08.10 - 02:00 Uhr

Von Dario Morandi (Text) und Rolf Canal (Bilder)

Cinous-chel. – Er kommt gerade von der Heuernte. Duri Campell hat sich etwas verspätet. «Die Ballenpresse hat nicht richtig funktioniert, wir mussten für Ersatz sorgen», sagt er. Doch nun ist alles im Trockenen. Die Landwirtschaft ist allerdings nur eine Domäne im Leben des vielseitigen und stets fröhlichen Engadiners. Der 47-Jährige ist daneben noch Grossrat, Leiter der Skischule Zuoz und Mitglied von mehreren lokalen Gremien. Zudem ist er Besitzer des Campingplatzes Chapella, den allerdings seine Gattin Erna Campell (44) führt. «Das ist ihr Betätigungsfeld, da rede ich ihr nicht rein», stellt er augenzwinkernd klar. Der viel sagende Blick seiner Frau signalisiert ihm, dass er dies auch künftig besser bleiben lässt ...

Sich der Viehaufzucht verschrieben

Die Campells wohnen mit ihren beiden Töchtern Ladina (21) und Madlaina (19) in einem schmucken Engadinerhaus auf familieneigenem Hof im Gebiet Chapella zwischen S-chanf und Cinous-chel. Dort, wo im Sommer das kleine, aber feine Open Air Chapella steigt. Den Betrieb bewirtschaftet Campell zusammen mit seinem Schulfreund Schimun Meng. Und dies offenbar mit Erfolg. «Die Rechnung stimmt eben, wenn man in der Landwirtschaft zusammenspannt», glaubt Campell. Maschinen besitzen er und Meng nur wenige. «Wenn wir etwas brauchen, mieten wir es an. Das ist günstiger.» Die beiden haben sich ganz der Viehaufzucht verschrieben. Bis zu 120 Stück finden im Stall Platz, der nach modernsten Gesichtspunkten konzipiert ist. «Es ist eine Art Pensionsstall», erklärt Campell. «Wir ziehen die Tiere gegen Entgelt auf und geben sie danach an die Besitzer zurück.» Die beiden treten aber auch als Viehzüchter auf. Er sei ein «echter Braunvieh-Narr», sagt Campell.Im Winter mutiert Campell jeweils vom Bauern zum Leiter der Skischule Zuoz. Begonnen hat er seine Skilehrer-Karriere 1984 in Celerina. Zu seinen Kunden gehörten damals viele Prominente. Namen will er aber aus Diskretionsgründen keine nennen. Eine Ausnahme macht er aber doch noch: «Das darf ich, weil ich mit ihnen befreundet bin und sie nichts dagegen einzuwenden haben», sagt er. Es ist die italienische Industriellen-Familie Casiraghi. Deren Sohn Stefano, der 1990 mit einem Rennboot tödlich verunglückte, war mit Prinzessin Caroline von Monaco verheiratet.

Die Landwirtschaft entdeckt

Die Casiraghis seien tolle Leute. «Sie waren oft auf unserem Hof und kamen da das erste Mal in ihrem Leben mit der Landwirtschaft in Berührung.» Und das war auch für ihn ein ganz besonderes Erlebnis. «Kinder und Erwachsene konnten eine vollkommen neue Welt entdecken.» Zu Campells Kundschaft gehörten aber auch Leute, die sich wegen ihres Reichtums oder ihres gesellschaftlichen Status für etwas Besseres hielten. Doch damit müsse man als Skilehrer umgehen können, meint er. «Es gibt halt auch da nette und weniger nette Menschen.»

Lieber in Kommissionen arbeiten

Breiten Raum in Campells Leben nimmt die Politik ein. Seit 2006 sitzt er im Grossen Rat. Der grosse Auftritt ist allerdings nicht sein Ding. Der BDP-Politiker mag es bescheiden, arbeitet lieber in den Gremien des Rates mit. Zurzeit ist er Mitglied der Kommission für Justiz und Sicherheit. «Da kann man mehr Einfluss auf ein Sachgeschäft nehmen als während einer Debatte», glaubt er.Campell wünscht sich, dass sich die Politik mehr der Realität anpasst. «Die beiden Bereiche driften nicht selten stark auseinander.» Seine Tätigkeiten und Ämter bringt er gemäss eigener Einschätzung inzwischen gut unter einen Hut. Manchmal sei es aber schon ein bisschen viel. Und er ist auch schon «an Grenzen gestossen»,wie er sagt. Etwa als er noch Gemeindepräsident von S-chanf war. «Da war ich im Monat gerade noch an drei Abenden zu Hause.» Das möchte er nicht mehr. Dafür gibt es im Gegenzug für seine Familie und ihn selber ein Stück mehr Lebensqualität.

Radio Grischa sendet heute zwischen 17 und 18 Uhr Ausschnitte aus dem «Donnschtig-Talk», den die Südostschweiz Medien gestern in der Schaukäserei Morteratsch zum Thema «Innerengadiner Emigration» veranstaltet haben.

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