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Drogeriemarktkette Schlecker wird zerschlagen

Das Ende der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker ist besiegelt. Die rund 13 200 betroffenen Mitarbeiter von Schlecker Deutschland werden wohl bis Ende Juni ihre Kündigungen erhalten.

Südostschweiz
02.06.12 - 02:00 Uhr

Einen Verkauf an einen Investor wird es nicht geben, teilte Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz gestern mit. Die Interessenten hätten innerhalb der Galgenfrist seit vergangenen Freitag keine akzeptablen Angebote gemacht. Auch sähen die Gläubiger keine Perspektive dafür, die Schlecker-Märkte wirtschaftlich vertretbar zu betreiben. Daher habe der Gläubigerausschuss die Zerschlagung des Konzerns beschlossen.

«Ich bedaure diese Entscheidung im Hinblick auf die vielen, zum Teil langjährigen Schlecker-Mitarbeiter sehr, die jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren», sagte Geiwitz. Er kündigte an, die Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan kurzfristig aufzunehmen.

Verkauf der Auslandstöchter

Gleichzeitig sollen die Gespräche zu einem Verkauf der Auslandstöchter fortgeführt und zu einem schnellen Abschluss gebracht werden. Auch den Verkauf der Vermögenswerte, etwa der Logistikstandorte und Immobilien des Unternehmens, will Geiwitz zügig abschliessen.

Für die Tochtergesellschaften Ihr Platz GmbH mit 490 Filialen und rund 3990 Mitarbeitern sowie Schlecker XL, 342 Filialen und rund 1110 Beschäftigte, gebe es allerdings eine eigenständige Zukunft. Er habe es geschafft, den Verlust von Schlecker von über 200 Mio. Euro auf 25 Mio. Euro zu reduzieren, erklärte Geiwitz. «Das ist einerseits zwar ein grosser Erfolg, andererseits aber immer noch ein Verlust – und den darf ein Insolvenzverwalter auf Dauer nicht machen.»

Hohe Personalkosten

Zudem standen hohe Personalkosten im Weg. Laut Geiwitz hätten die Mitarbeiter zeitweise auf 15 Prozent ihres Lohnes verzichten müssen. Die Gewerkschaft Verdi bot allerdings lediglich einen Verzicht von 10,5 Prozent an. Kündigungsschutzklagen von mehr als 44000 entlassenen Mitarbeitern bedeuteten zudem ein finanzielles Risiko von mehr als 100 Millionen Euro.

Geiwitz hat bereits rund 10 000 Schlecker-Beschäftigte vor die Tür gesetzt. «Mit einer Transfergesellschaft hätten wir mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Lösung gefunden», sagte er.

Offerten nicht akzeptabel

Vorausgegangen war ein vier Monate währender Überlebenskampf des Unternehmens. Ende Januar hatte Schlecker Insolvenz angemeldet. Bis zuletzt hoffte Geiwitz auf Investoren, die das Unternehmen weiterführen würden.

Der Insolvenzverwalter hatte in den letzten Tagen noch mit zwei Investoren für den bankrotten Konzern mit seinen rund 3200 verbliebenen Filialen in Deutschland verhandelt.

Zu den Interessenten für eine Übernahme hatten zuletzt der Milliardär Nicolas Berggruen und Medienberichten zufolge der Finanzinvestor Cerberus gezählt. Der bereits bei der Kaufhauskette Karstadt eingestiegene Berggruen habe abgesagt, so Geiwitz. Die andere Offerte sei preislich nicht akzeptabel gewesen. (sda)

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