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Die wundersame Rückkehr des Woody Schoch in Luzern

Mit seinem Sieg am Lucerne Marathon hat Woody Schoch am Sonntag so etwas wie einen zweiten Karriere-Höhepunkt. Letzte Woche war der 42-Jährige aus Pany auf der Startliste noch vergessen worden.

Südostschweiz
01.11.11 - 01:00 Uhr

Von Jörg Greb

Leichtathletik. – Grossartig. Fantastisch. Beglückend. Befreiend. Woody Schoch sprudelten die Superlative nur so aus dem Mund. Und sie wurden begleitet von feurigen Augen, entspannten Gesichtszügen, tiefster Zufriedenheit. «Dieses Rennen ist so etwas wie eine Krönung meiner zweiten Karriere als Läufer», sagte er. Soeben hatte der 42-Jährige aus dem Prättigau den 5. Lucerne Marathon für sich entschieden. Die 42,195 Kilometer in starken 2:32:08 Stunden bewältigt und mit der Geduld des routinierten Athleten Erfolg gehabt.

Vom Abwartenkönnen, die Nerven behalten, nicht zu stark auf die Widersacher achten ist zwar im Marathonlauf immer wieder die Rede. Das theoretische Wissen umsetzen ist dennoch jedes Mal eine Herausforderung – auch für Routiniers. Schoch bestand die Prüfung, und er bestand sie am besten von allen. Nicht der hohe Anfangsrhythmus von Altmeister Jürg Stalder irritierte ihn. Nicht das forsche Vorpreschen von Gigathlon-Couple-Sieger und Marathon-Neuling Gabriel Lombriser. Nicht der ständige nahe Kontakt mit Vorjahressieger Stefan Müller.

Von Selbstvertrauen getragen

Angetreten war Schoch mit der Absicht, sein letztjähriges Resultat (Rang 5) zu verbessern und vor allem, diesmal einen Einbruch zu vermeiden. «Vor einem Jahr war ich nach langer Wettkampfabstinenz noch nicht bereit für solche Belastungen. Die Beine machten nach einem Vorbereitungsrennen zu, so dass mich auf den letzten fünf Kilometern Krämpfe plagten», erinnerte er. Nun musste er keine ähnliche Erfahrung machen.

Vielmehr begleitete ihn viel Selbstvertrauen. Geduld hatte er sich verordnet. Daran hielt er sich. «Immer lief ich so, dass ich mich gut fühlte, immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass ich nicht am Limit bin.» Das «Jawohl-vorwärts-Gefühl» verspürte er aber bereits bei Kilometer 25. «Heute ist mein Tag, heute läuft es», wusste er da. Und rund fünf Kilometer weiter war er sich auch sicher, dass die viel zitierte und gefürchtete «Marathonwand» diesmal nicht kommen würde. «Ich hatte mich stets gut verpflegt, und die Batterien waren noch längst nicht leer», stellte er erfreut fest. Er begann, «Dampf zu machen».

Von Glückshormonen begleitet

Seinen Begleiter, Vorjahressieger Stefan Müller, distanzierte er. An dritte Stelle schob er sich vor. Und bald bekam er auch den Zweiten, Gabriel Lombriser, ins Blickfeld. Schnell schloss er auf und zog weg. Wenig später lag er in Führung. Altmeister Stalder hatte sich übernommen, stand am Strassenrand, gab auf. Als Schoch nach Luzern zurückkehrte hinter dem Leaderauto mit der laufenden Uhr auf dem Dach, spielten die Glückshormone mit und verliehen ihm zusätzliche Energie. «Das ist unvergesslich, als Leader durch solche Zuschauerspaliere zu rennen, das verleiht Flügel.» Überglücklich erreichte er das Ziel.

Und nun konnte er erzählen, wie er – 1990 und 1992 Schweizer Meister im Berglauf – zurück zur Lust am Wettkampf gefunden hat. Dass «viel Arbeit hinter diesem Erfolg steckt», dass «eine strikte Planung nötig ist neben der beruflichen Belastung». Schoch ist als Key Account Manager gefordert und weilt an vier bis fünf Tagen pro Woche im Ausland. Er betonte, dass ihm Laufen Ausgleich und noch viel mehr bedeutet. Und folgerte: «Diesen Erfolg darf und will ich auskosten.» Zumal auch aufregende Stunden in der Vorbereitung überstanden waren: Schoch hatte sich fristgerecht angemeldet, dann aber Mitte letzter Woche festgestellt, dass er auf keiner Startliste figurierte. Er kam ins Rotieren, hatte zu beweisen, dass ein technischer Fehler vorlag. Schoch erhielt seine Nummer und konnte lachend sagen: «Wenns nicht so gewesen wäre, hätte ich mir selber eine Nummer gebastelt.»

Ein Spitzenresultat gelang auch Daniel Bolt. Der für den BTV Chur laufende Schierser erreichte in 2:39:21 Stunden den fünften Platz.

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