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Die «Neue Zürcher Zeitung» will online Geld sehen

Die «Neue Zürcher Zeitung» hat in der Nacht auf gestern ihre Bezahlschranke für Online-Inhalte hochgefahren. In der Schweiz sollen künftig auch Leser anderer Medienhäuser durch sogenannte Paywalls zur Kasse gebeten werden.

Südostschweiz
04.10.12 - 02:00 Uhr

Von Daniel Fuchs und Rinaldo Tibolla

Zürich. – Die Bezahlschranke oder Paywall, mit der die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) seit Dienstagnacht ihre Online-Inhalte abschirmt, hat Löcher. Das ist Absicht. Das Modell nennt sich «Metered Model». Namhafte Titel wie «New York Times» und «Financial Times» wenden das poröse Bezahlsystem bereits an.

Löchrig soll die Paywall auch bleiben: Jeden Monat haben Leser auch weiterhin freien Zugang zu 20 Artikeln auf «nzz.ch». Ab dem zehnten müssen sie sich registrieren, ab dem zwanzigsten landen sie bei der Paywall. Dort bittet das Zürcher Medienhaus alle Leser ohne Abonnement zur Kasse. Für 428 Franken pro Jahr – das ist ein Drittel weniger als ein Print-Abo kostet – können sie ein Digital-Abo kaufen, das unbeschränkten Zugang zu Artikeln garantiert.

Löchrig ist die Paywall auch für Nutzer, die über Links in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter oder den Internetsuchdienst Google auf «nzz.ch» zugreifen. Zugang erhalten weiterhin auch Nutzer, welche die technischen Raffinessen ihres Browsers kennen und so die Paywall zu umgehen wissen.

«Freemium»: Offene News gratis

Ein Online-Bezahlsystem kennen die Südostschweiz Medien schon seit mehr als zehn Jahren. Alle Inhalte der Zeitungen des Medienhauses sind im Internet kostenpflichtig. Früher zahlten Zeitungsabonnenten zusätzlich, wenn sie das Online-Angebot nutzen wollten. Seit Juni letzten Jahres ist dies in ihrem Abo inbegriffen. Die Südostschweiz Medien bieten aber, anders als die NZZ, das sogenannte «Freemium»-Modell an. «Wir werden daran festhalten, also offene News gratis und selbst recherchierte, eigene Geschichten, sogenannter Premium-Content, kostenpflichtig anbieten», sagt Lukas Joos, Leiter Unternehmensentwicklung. Künftig werde man versuchen, diese Trennung mit neuen und überarbeiteten Angeboten noch klarer abzugrenzen. Dazu sollen das Portal «suedostschweiz.ch» und die dazugehörigen Applikationen für Tablet-Computer und Smartphones 2013 überarbeitet und neu lanciert werden. «Die neue Mobile-Ausgabe der Zeitung wird voraussichtlich Anfang 2014 lanciert», sagt Joos.

Die AZ Medien, zu der die «Aargauer Zeitung» gehört, streben auch ein «Metered Model» an. Gemäss CEO Christoph Bauer erarbeitet man derzeit ein Konzept für ein solches Bezahlsystem. «Wir tun dies mit der Absicht, das System bis in einem Jahr einzuführen», sagt Bauer. Beim Zürcher Medienhaus Tamedia wird ein Bezahlmodell für die Online-Ausgabe des «Tages-Anzeigers» geprüft. In welcher Form dies umgesetzt wird, ist laut Sprecher Christoph Zimmer noch offen. Die Einführung des Systems werde nicht vor 2013 erfolgen. Das Verlagshaus Ringier («Blick) hat eine Projektgruppe eingesetzt. Wie das Medienunternehmen mitteilt, ist es gewillt, für die Online-Plattform «blick.ch» ein Bezahlmodell mittelfristig umzusetzen. Die Einführung sei auf Frühjahr 2013 geplant.

Mobil bei der NZZ gratis unterwegs

Bei der NZZ profitieren trotz Einführung der Paywall noch jene Nutzer von einem freien Zugang, die von unterwegs – etwa per Smartphone – auf die Online-Inhalte zugreifen. Doch wie lange noch? «Die Paywall für mobile Angebote kommt wahrscheinlich Anfang 2013», sagt Peter Hogenkamp, Leiter Digitale Medien bei der NZZ. In diesem Bereich sei man einfach noch nicht so weit wie erwünscht.

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