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Die Luxushotels mit Locog als Partner klagen nicht

Alle Hotels in London haben für Olympia ihre Preise aufgeschlagen. Nicht alle haben damit den gewünschten Erfolg erreicht, es gab und gibt viele leere Zimmer. Am besten fährt, wer mit dem olympischen Komitee zusammenspannte.

Südostschweiz
08.08.12 - 02:00 Uhr

Von Kristian Kapp

London. – Neil Duffen hat dieser Tage viel zu tun. Der 42-Jährige aus Birmingham ist Direktor des «Edwardian Grafton» mitten in London, sein Hotel ist seit Tagen ausgebucht. Daran werde sich vorerst nichts ändern, sagt Duffen. «Wir haben an den meisten Tagen sogar zwei oder drei Zimmer überbucht. Das ist normal, es kommt immer vor, dass jemand nicht erscheint oder absagt.» 330 volle Zimmer, da kommen Duffen und sein Team kaum zur Ruhe. «Doch das ist normal. In einem Hotel wird dir nie langweilig», sagt der Engländer. Duffen hat zwar seit erst vier Wochen die Leitung inne, dennoch kennt er das «Edwardian Grafton» bestens: «Ich bin bereits zum dritten Mal Direktor hier.» Das Hotel gehört der internationalen Radisson-Blu-Kette, die weltweit Luxushotels betreibt – die Direktoren wechseln innerhalb der Firma regelmässig die Arbeitsstelle.

Duffen gehört zur englischen Minderheit, die vorbehaltlos zufrieden ist, was die Spiele ihm und seinem Geschäft beschert haben. Seine Kette arbeitet mit dem offiziellen Olympischen Komitee zusammen. Alle 14 Hotels in London konnten schon im Vorfeld der Spiele ein grosses Zimmerkontingent an Locog, dem «London Organising Committee of the Olympic and Paralympic Games», verkaufen. Bei Duffens «Edwardian Grafton» sind 215 der 330 Zimmer «olympisch» und zumeist von akkreditierten Medien belegt. Die restlichen Zimmer vermietet er angesichts des Standards und der Lage des Hotels problemlos. «Ich kann nicht klagen. Wirklich nicht», sagt Duffen.

«Die Kandidatur unterstützt»

Auch das «Edwardian Grafton» hat die Preise für Olympia erhöht, darauf hat der Direktor aber keinen Einfluss: «Das wird von oben diktiert», sagt er. Einbussen muss das Hotel indes bei den «olympischen» Zimmern akzeptieren. Voraussetzung der Zusammenarbeit mit Locog war, dass die vorgebuchten Zimmer den regulären Preis beibehalten mussten. Duffen sieht darin keinen Nachteil: «Dafür sind alle unsere Zimmer verkauft. Und am Ende ging es dem Vorsitzenden auch darum, die Kandidatur zu unterstützen und Olympia nach England zu holen.»

Nicht alle Londoner Hotels haben das erhoffte Geschäft mit Olympia gemacht. Viele wurden auch für ihre Gier bestraft. Wer für die Sommerspiele die Preise um 300 oder noch mehr Prozent erhöhte, beklagt nun oft leere Zimmer und hat bereits Preiskorrekturen nach unten vorgenommen. Sorgen, die Duffen und sein Hotel nicht haben: «Die aktuellen Wochen sind jeweils unser Tiefpunkt des Jahres, viele Geschäftsleute haben Ferien und kommen erst im September wieder. Dieser August ist für uns also so oder so ein Erfolg.»

Das grosse Los mit dem Ticket

Duffen kann die anderen Branchen verstehen: «Was die Anzahl Betten angeht, kann ich schon von erfolgreichen Olympischen Spielen sprechen. Fragen Sie aber Leute aus dem Einzelhandel. Die könnten durchaus eine andere Meinung über Olympia haben.» Auch privat hatte Duffen übrigens olympisches Glück. Er gehört zum auserlesenen Kreis jener, die Tickets ergattern konnten – und was für welche: «Ich bekam eines von Verwandten für Leichtathletik letzten Samstag und sah Jessica Ennis siegen. Das war fantastisch!» Hotel voll und beim «Super-Saturday» live im Olympiastadion dabei gewesen – Neil Duffen kann wahrlich nicht klagen.

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