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Die Fata Morgana im Zentrum des künstlerischen Schaffens

Das St. Moritzer Château Papillon des Arts zeigt seit Samstag unter dem Titel «Mirage» aktuelle Arbeiten von Laurent Ajina. Der franko-iranische Künstler stellt in Zusammenarbeit mit der Basler Galerie Idea-Fixa erstmals in St. Moritz aus.

Südostschweiz
11.03.13 - 01:00 Uhr

Von Marina U. Fuchs

St. Moritz. – An der Fassade des Château Papillon des Arts in St. Moritz macht eine blaue Neonleuchtschrift auf Plexiglas auf die Ausstellung «Mirage» mit Werken von Laurent Ajina aufmerksam. In einer Auflage von zwei Exemplaren hat der 1970 in Paris geborene Künstler mit französisch-iranischen Wurzeln das Thema seiner Ausstellung in schwungvoller Schrift visuell gestaltet.

Bilder erzählen Geschichten

«Mirage» steht für das physikalische Phänomen der Fata Morgana, für den optischen Effekt der Täuschung und Illusion. Ajina fasst es so in Worte: «Au beau milieu d’un désert, d’une route, l’inattendu se construit et semble flotter entre ciel et terre.» Diese Luftspiegelung der Fata Morgana ist für Ajina Konzept und drückt das aus, was er mit den aktuellen in St. Moritz gezeigten Arbeiten vermitteln will. Für den Künstler formt sich das Bild erst durch die Wahrnehmung im Auge des Betrachters.

Auf den ersten Blick fühlt man sich bei den oft grossformatigen Werken an Architektur erinnert, obwohl die abwechselnd dicken und feinen Linien mit schwarzem Acrylmarker auf weisser, aber auch leuchtend gelb-grüner Acrylfarbe zunächst eher unstrukturiert, abstrakt, gleichsam schwebend, ja kryptisch erscheinen. Je intensiver sich aber der Betrachter auf die Arbeiten einlässt, desto mehr entdeckt er, umso klarer werden die Strukturen, es entstehen Landschaften, Gebäude und Stimmungen, ja sogar Textfragmente. Die Bilder erzählen Geschichten, sie setzen Erinnerungen des Künstlers an Landschaftstypen, Stadtpläne und architektonische Formen zueinander in Bezug und hinterfragen sie, spielen mit Licht und Schatten, Raum und Zeit. Je nach Abstand und Blickwinkel verändern sich die Eindrücke und lassen immer wieder andere Bilder entstehen und verschwinden. In den Ausstellungsräumen mit den rauen unbearbeiteten Holzwänden und der speziellen Ausstrahlung des Unfertigen, Provisorischen, scheinbar Zufälligen gehen die Arbeiten ein Wechselspiel mit dem Ort ein, verbinden die architektonischen Gegebenheiten mit subjektiver Wahrnehmung.

Das Engadin als Inspiration

Ajina lebt und arbeitet in Paris und Wien. Die Ausstellung im Château Papillon des Arts ist seine erste Präsentation im Engadin. Dennoch ist ihm das Tal nicht fremd. Sinngemäss übersetzt erklärte der französischsprachige Künstler: «Ich wurde vor einiger Zeit von einem lokalen Sammler beauftragt, für sein Domizil eine Arbeit anzufertigen, und habe dadurch das Engadin kennengelernt.» Über den Auftrag hinaus entstanden 70 Zeichnungen, die im zweiten Stock der ehemaligen Schreinerei ausgestellt sind und als komplette Serie verkauft werden. Dieser im November vergangenen Jahres geschaffene Zyklus mit dem Titel «Come Closer», hat einen bei La Punt Chamues-ch gelegenen Berg, den Piz Müsella, zum Gegenstand. Die feinen Skizzen in Ölkreide auf kariertem Papier sind gemäss Reto Thürig, dem Curator of Contemporary Art des amerikanischen Cleveland Museum of Art, als Versuchsanordnung zu sehen. «Indem er das Gesehene stetig abgleicht mit der persönlichen Erinnerung und in der Gewissheit, dass keine Zeichnung exakt mit der vorangegangenen übereinstimmt, wird aus der Serie ein Nachdenken über das Tun des Künstlers und den Spielraum zwischen Wahrnehmung und Imagination.»

Neben den neuen Acrylarbeiten stellt Ajina auch drei sogenannte «Module» aus dem Jahr 2006 aus. Diese kleinen Skulpturen, die in Plexiglasbehältnissen an der Wand hängen, wirken wie plastische Bilder, wie ein dreidimensionaler Ausdruck seiner Zeichnungen.

«Mirage». Bis 31. März. Château Papillon des Arts, Via Foppas 15, St. Moritz. Öffnungszeiten: donnerstags bis sonntags, von 16 bis 19 Uhr.

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