×

Die Energiewende ist wohl unumgänglich

Zum zehnjährigen Jubiläum des Branchentreffs Immoclassic machte der Basler Energie- forscher Daniele Ganser auf die Endlichkeit der Ölreserven aufmerksam.

Südostschweiz
10.05.12 - 02:00 Uhr

Von Renate Ammann

Rapperswil-Jona. – Rund 200 Gäste begrüsste Marcel Zweifel vom OK «Immoclassic» im Hotel «Schwanen», insbesondere den Gastreferenten Daniele Ganser. Der Basler Unidozent hat sich unter anderem intensiv mit den im Moment noch vorhandenen Ölreserven auseinandergesetzt.

Die Bemerkung gleich zu Beginn seines Vortrags gab zu denken: «Die Endlichkeit des schwarzen Goldes ist eine Tatsache.» Fakt sei, dass die weltweite Ölförderung schon bald ein Maximum, den Peak Oil, erreichen und danach abfallen werde. Wann dies genau der Fall ist, wisse man nicht, darin seien sich Wissenschaftler nicht einig, so Ganser. Entscheidend sei, sich rechtzeitig vom Ölrausch zu lösen. Er erinnerte daran, dass im Jahr 1850 die ersten Funde gemacht worden waren und sich danach ein wahrer Rush auf Öl entwickelt hat.

Verletzliche Schweiz

«Risikobewusste Berggänger könnten als Vorbild für Ausstiegspläne dienen», fuhr Ganser fort. Sie steigen früh in den Berg ein, nehmen rechtzeitig den Abstieg in Angriff und erreichen abends sicher das Tal. «Solche ‘Abstiegspläne’ fehlen in der weltweiten Ölproduktion.» 1945 sind weltweit sechs Millionen Fass Öl täglich verbraucht worden, heute sind es 85 Millionen. Das hänge nicht nur mit dem Bevölkerungszuwachs zusammen.

«Der Peak ist sehr nahe» und die mächtigen Akteure in Wirtschaft und Weltpolitik würden dieses Phänomen ernst nehmen, gehe es doch um Ortung und Verfügbarkeit dieser kardinal wichtigen Energieressource.

Die Schweiz stehe am Ende einer langen Lieferkette und sei im Falle einer Peak-Oil-Situation verletzlich. Eindrücklich zeigte Ganser auch die Preisentwicklung auf. «Im Jahr 1990 zahlte die Schweiz für 93 Millionen Fass Erdöl rund 9 Milliarden Franken, die gleiche Menge kostete 2008 rund 20 Milliarden Franken.»

Visionäres Szenario

«Trotz oder gerade aufgrund der absehbaren Erdölkrise eröffnen sich neue Möglichkeiten in der Baubranche», hielt Ganser fest. Heute wohne man in Häusern und Wohnungen, die in Form von Erdöl, Erdgas und Strom Energie verbrauchen. Diesen Energiekonsum müsse man bezahlen.

«Ein denkbares Szenario für die Zukunft wäre, Häuser und Wohnungen zu kleinen Kraftwerken umzubauen, die sehr gut isoliert sind und mittels Fotovoltaikanlagen auf dem Dach eigenen Strom herstellen.» Übersteige die Stromproduktion den Eigenbedarf, könne der Überschuss verkauft und ins Netz eingespeist werden. Ganser. «Uns läuft die Zeit davon, wir müssen mit Mut und Visionen in die Zukunft schauen.»

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR