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Die Campingplätze werden von Tourismusflaute verschont

Während die Hotellerie Einbussen erleidet, melden Schweizer Campingbetreiber volle Reservationsbücher. Branchenführer TCS will den Boom nutzen und setzt neu auf wetterfeste Blockhütten.

Südostschweiz
04.07.12 - 02:00 Uhr

Von Robert Wildi

Zürich. – Durchnässter Schlafsack, Schlamm an den Füssen: Wer sich für Campingferien entscheidet, nimmt ein Restrisiko für solche Szenarien in Kauf. Damit können Campingfans aber offenbar gut umgehen, denn es werden immer mehr. Beim Branchenführer TCS Camping, der 30 Plätze betreibt und 20 Prozent des Schweizer Markts abdeckt, konnte ein über Jahre anhaltendes Umsatzwachstum erst vom verregneten Juli 2011 gebremst werden. Für diesen Sommer stehen die Lampen aber wieder auf Grün. «Unsere Platzbetreiber melden hervorragende Buchungsstände und dürften wieder zulegen», sagt Jaime Montaldo, Leiter TCS Camping.

Der Trend zu verhältnismässig günstigen Campingferien setzt sich also fort, während parallel dazu die Hotellerie unter der Last des hohen Frankenkurses viel stärker leidet. Am besten gebucht sind laut Montaldo die Campings im Tessin und in der Zentralschweiz. Die Tessiner Plätze Muzzano und Gordevio melden für die zweite Juli-Hälfte schon «voll». Fast ausgebucht sind die Campings in Sempach und Zug. Auch in Graubünden herrscht Optimismus: Der Campingplatz Fontanivas in Disentis kann für die letzte Juli-Woche keine Reservationen mehr annehmen. Auf der Lenzerheide, in Landquart, Scuol, Samedan, St. Moritz oder Flims sind ebenfalls etliche Vorausbuchungen eingegangen.

«Glamping» – TCS nimmt Trend auf

Den aktuellen Boom will TCS Camping ausnützen und hat sein Angebot erweitert. Neu sollen auch Kunden angesprochen werden, die sich bislang aus Komfortgründen nie auf einen Zeltplatz verirrt haben. Für sie werden schrittweise auf sechs verschiedenen Campingplätzen sogenannte TCS Pods aufgebaut. Es handelt sich dabei um neuartige Unterkünfte in Form von kleinen, wasserundurchlässigen Holzhütten. Sie sind mit Matratzen und elektrischem Strom ausgerüstet. Die ersten Pods wurden auf dem TCS-Campingplatz in Salavaux am Murtensee in Betrieb genommen. Und das Echo ist gut. «Wir erhalten Reservationen von Gästen, die noch nie auf einem Campingplatz geschlafen haben», sagt Montaldo. Die neuen Holzhütten sind neben Bungalows und Mietwohnungen, die bereits im Angebot sind, eine weitere Innovation im Rahmen der aktuellen TCS-Qualitätsoffensive.

Die Idee: Das Campingerlebnis soll auch bei Gästegruppen mit gewissen Komfortansprüchen offensiver positioniert werden. In den USA, England und den Niederlanden ist der Nachfragemarkt für Campingferien mit hohem Komfort bereits seit Jahren stark wachsend. Man spricht in der Branche von «Glamping» (Kombination aus Glamour und Camping). «Wir verzeichnen mehr Anfragen von ausländischen Kunden, denen aufgrund der Wechselkursthematik Schweiz-Ferien im Hotel zu teuer geworden sind», sagt dazu Oliver Grützner, Gesamtleiter Tourismus und Freizeit beim TCS.

Wetter bleibt wesentlicher Faktor

Trotzdem bleibt der kommerzielle Erfolg im Campinggeschäft auch in Zukunft stark vom Wetter abhängig. «Die Basis für eine erfolgreiche Saison haben wir mit der weiteren Diversifikation des Angebots schon mal geschaffen», so Montaldo. Er steht mit allen Platzchefs in Kontakt. Vor allem in den Bergen ist der Umsatz wetterabhängiger als anderswo. «Nicht wenige unserer Gäste reservieren im letzten Moment, oder sie kommen spontan vorbei.» Interview 5. Spalte

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