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Die Armee hilft, wo sie nur kann – und von oben

Auch dieses Jahr unterstützt die Schweizer Armee die zivilen Behörden am World Economic Forum (WEF) in Davos am Boden und in der Luft. Bis zu 5000 Soldaten können eingesetzt werden.

Südostschweiz
24.01.12 - 01:00 Uhr

Thusis. – Das WEF findet zwar in Davos statt. Das Einsatzgebiet der Armee umfasst aber mit Ausnahme des Engadins, der Surselva und Mittelbündens grosse Teile Graubündens, wie der Chef der Bodentruppen, Divisionär Marco Cantieni, gestern vor Medienleuten in Thusis sagte. Thusis ist das militärische Nervenzentrum. Von dort aus unterstützt die Armee die Polizei und zivilen Behörden. Sicherungseinsätze am Boden und in der Luft gehören dazu, ebenso Lufttransporte von völkerrechtlich geschützten Personen und Material. Zudem leisten die Soldaten Aufbauarbeiten für das WEF.

18 Kilometer Drahtzaun

Eine besondere Herausforderung war dieses Jahr der Schnee. «Es hat noch nie so viel Schnee gelegen, wir hatten gewisse Schwierigkeiten», so Cantieni. Bis 18 Kilometer Drahtzaun verlegt waren, musste zuerst tüchtig geschaufelt und geräumt werden.

Maximal 5000 Armeeangehörige können für Bewachungs- und Sicherungsaufgaben herangezogen werden. 4000 wurden letztes Jahr aufgeboten, 3500 stehen derzeit im Einsatz, wie Divisionär Jean-Marc Halter, Chef des Führungsstabes, erklärte. 90 Prozent davon sind Milizen.

Der Dienst für das WEF, der 1,5 Millionen Franken mehr kostet als die Wiederholungskurse der aufgebotenen Soldaten, ist für die Armee zu einer fixen Aufgabe geworden. Divisionär Halter sprach gestern von der grossen Herausforderung, «dass die Routine die Wachsamkeit nicht beeinträchtigt».

Der Bundesrat qualifizierte das WEF bereits im Jahr 2000 wegen seiner Bedeutung für die internationalen Interessen der Schweiz als ausserordentliches Ereignis. Der Auftrag der Armee läuft dieses Jahr aus und muss durch die Landesregierung und das Parlament erneuert werden.

Die Armee hatte das WEF schon in den Achtzigerjahren unterstützt. Es war im Jahr 1985, als die Luft- waffe den damaligen palästinensischen Freiheitskämpfer Yassir Arafat (1929–2004) in einer Alouette vom Flugplatz in Dübendorf ans Jahrestreffen nach Davos flog.

Zwei Kampfjets des Typs F/A-18 sowie zwei PC-7-Flugzeuge stehen dieses Jahr einsatzbereit. Die Wahrung der Lufthoheit sei die Hauptaufgabe, sagte Divisionär Bernhard Müller, Chef Einsatz Luftwaffe. Der Luftraum über Davos ist während der Dauer des Wirtschaftsgipfels gesperrt. Unterstützt wird die Schweizer Armee in der Überwachung durch die österreichische Luftwaffe.

Abschuss nur im äussersten Fall

Fünfmal wurde letztes Jahr die Sperre des Luftraums verletzt. In vier Fällen wurden die Piloten verurteilt und bekamen Bussen von rund 2000 Franken aufgebrummt. Luftraumverletzungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder Bussen bis zu 10 000 Franken geahndet. Zum letzten Mittel, dem Abschuss eines Eindringlings, musste die Luftwaffe noch nie greifen. Den Befehl dazu müsste der zuständige Bundesrat Ueli Maurer geben, der vor einem solchen Entscheid mit dem Militärpiloten sprechen kann, der direkt in das Geschehen involviert ist.

Wenn das diesjährige WEF am kommenden Sonntag endet, analysiert die Armee ihren Einsatz und zieht Lehren für das nächste Mal. «Nach dem WEF ist vor dem WEF», sagte Divisionär Halter. (sda)

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