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Die Antwort des Denis Hollenstein

Ausgerechnet Denis Hollenstein hat am Eishockey-Vierländerturnier in Arosa in beiden Schweizer Spielen den Siegtreffer erzielt – nachdem sein Vater Felix Hollenstein am Freitagmittag als Trainer der Kloten Flyers entlassen worden war.

Südostschweiz
21.12.14 - 01:00 Uhr

Der Klotener Flügelstürmer schiesst das Schweizer Team an der Arosa Challenge zum Turniersieg

Von Hansruedi Camenisch

Als sich die meisten Zuschauer bereits aufs Penaltyschiessen freuten, zirkelte Denis Hollenstein am Freitagabend 74 Sekunden vor Ablauf der Verlängerung den Puck an Norwegens Torhüter Lars Haugen vorbei ins «nahe hohe Eck» zum 3:2-Sieg. Gestern benötigte der 25-jährige Flügelstürmer Glück zum 3:2-Siegtreffer 286 Sekunden vor dem Ende des dritten Drittels. «Chris Baltisberger kontrollierte den Puck lange, während ich noch meinen Helm richtete», schilderte Hollenstein die Entscheidung. «Dann spielte er mich an. Ich wollte zum heranschleichenden Eric Blum am weiteren Torpfosten passen, doch dann prallte der Puck von einem weissrussischen Verteidiger ins Tor – Goal ist Goal.»

<strong>Die Frage,</strong> ob er mit seinen Treffern seinen Frust aus der Seele geschossen habe, wollte Hollenstein gestern nach dem Turniersieg nicht beantworten. Fakt ist, dass sein Vater Felix Hollenstein am Freitagmittag als Trainer der Kloten Flyers fristlos entlassen wurde. Denis Hollenstein wurde postwendend von Klotens Geschäftsführer Matthias Berner orientiert. Fakt ist auch, dass Vater und Sohn Hollenstein ein ausgezeichnetes Verhältnis pflegen und der Filius seinen laufenden Vertrag bei Genf-Servette auf diese Saison hin vorzeitig auflöste, um für die Kloten Flyers spielen zu können.

<strong>Gut sind die Freitagswirren</strong> Denis Hollenstein bestimmt nicht bekommen. Er verstand es aber, diese mindestens so weit wegzustecken, dass er an der Arosa Challenge zu den auffallendsten und treibenden Kräften in der Offensive gehörte. Wegen seiner beiden Siegtreffer sah Hollensein keinen Grund abzuheben. «Ich versuche einfach alles, damit die Mannschaft gewinnt», meinte er und lobte seine Teamgefährten. «Wir kämpften sehr gut und hatten einen ausgezeichneten Zusammenhalt.» Die ganze Woche in Arosa sei «mega cool» gewesen. «Wir wohnen an der Arosa Challenge immer in sehr guten Hotels und treffen auf gute Gegner; so macht es Spass.»

<strong>In dieser Woche erlebte</strong> Hollenstein erstmals den neuen Nationalcoach Glen Hanlon. Unter seiner Regie spiele die Schweiz noch mehr nach vorne, sonst seien kaum Unterschiede zu Hanlons Vorgänger Sean Simpson – übrigens Felix Hollensteins Nachfolger bei den Kloten Flyers – erkennbar. «Wir drücken aufs Tempo, spielen geradlinig und wollen den Puck aufs gegnerische Tor bringen», so Denis Hollenstein. Ausgezeichnet funktionierten bei den Schweizern gegen die Weissrussen die «Special Teams». In genau zehn Minuten Unterzahlspiel hielten sie sich schadlos, und ihre letzten beiden Treffer erzielten sie im Powerplay. Sie hätten solche Situationen am Vormittag mit Hanlon noch genau angeschaut. «Das ging auf», kons-tatierte Hollenstein.

<strong>Gleich sah es Hanlon</strong> am Ende seines ersten Heimauftritts als Coach der Schweiz. «Unser Penaltykilling war entscheidend», stellte der Nordamerikaner fest. Rundum zufrieden war er mit seinen Schützlingen aber nicht, doch das sei eine grundsätzliche Angelegenheit. «Es ist nie gut, wenn der Coach zufrieden ist», meinte Hanlon. Natürlich sei der Turniersieg schön. Er habe aber auch darauf geachtet, wie sich die einzelnen Spieler mit Blick auf eine spätere WM-Selektion verhielten und wie sie in seinem Spielsystem gearbeitet hätten. Von den Jungen hob Hanlon den 20-jährigen Berner Stürmer Christoph Bertschy wegen dessen Tempo und des Einflusses im Powerplay besonders hervor. Weiter lobte der Nationalcoach explizit die beiden Torhüter Tobias Stephan und Lukas Flüeler, «die uns mit ihren Paraden auch in heiklen Phasen im Spiel hielten». Bis zur WM im Mai 2015 in Prag sei es aber noch ein weiter Weg, meinte Hanlon. Er wies darauf hin, dass 15 Schweizer in Nordamerika spielen und natürlich auch zum WM-Thema werden, sofern sie mit ihren Klubs dann nicht mehr in den Play-offs engagiert sind.

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