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Die Angst geht um: Puschlaver fordern mehr Grenzkontrollen

Das Puschlav wird von einer Einbruchswelle heimgesucht. Die Bevölkerung ist überzeugt, dass die Diebe aus dem Veltlin kommen, und fordert strengere Grenzkontrollen.

Südostschweiz
21.10.14 - 02:00 Uhr

Von Hansruedi Berger

Poschiavo. – Rund ein Dutzend Einbrüche sind in der ersten Hälfte des laufenden Monats im Puschlav gemeldet worden. Wie der Mediensprecher der Kantonspolizei Graubünden, Thomas Hobi, bestätigt, wurden einige Tausend Franken entwendet, dazu entstand erheblicher Sachschaden. Woher die Täter stammen, weiss offiziell niemand, denn bis jetzt ist es ihnen jeweils gelungen, nach der Tat unerkannt zu verschwinden.

Französisch sprechende Ausländer

Doch im Tal selbst sind die Meinungen gemacht: Hier ist man überzeugt, dass die Täter aus Italien unbemerkt über die Grenze kommen und nach getaner «Arbeit» wieder dorthin verschwinden. Das bedeute jedoch nicht, dass es sich bei den Delinquenten um Italiener handeln müsse, beeilt man sich hinzu zufügen. Dieser allgemeine Verdacht wird dadurch erhärtet, dass kürzlich zwei verdächtige Personen von der Kantonspolizei Graubünden in Zusammenarbeit mit dem Grenzwachtkorps verhaftet wurden. Bei den beiden vorübergehend Inhaftierten handelte es sich um Ausländer, die Französisch sprachen, weiss man im Puschlav. Allerdings mussten sie mangels Beweisen postwendend wieder freigelassen werden.

Wo sie sich jetzt befinden, ist für die Puschlaver Bevölkerung klar: im Veltlin. Denn der Grenzübergang bei Campocologno ist seit geraumer Zeit nur noch von 8 Uhr bis 20 Uhr besetzt. Dies als Folge des erleichterten Grenzübertritts im Rahmen des EU-Schengen-Abkommens, das auch die Schweiz unterzeichnet hat.

Grenze nachts überwachen

Doch mit dem Hinweis auf Schengen will sich die Bevölkerung im Bündner Südtal nicht mehr abspeisen lassen. «In der Bevölkerung macht sich zunehmend Angst breit», bringt es der Gemeindepräsident von Poschiavo, Alessandro Della Vedova, auf den Punkt. Handlungsbedarf sei daher angesagt. Man müsse den Grenzübergang bei Campocologno auch nachts wieder überwachen. Dann könnten solche Delikte schneller aufgeklärt werden, ist Della Vedova überzeugt. Das sei sicherlich auch im Interesse Italiens, habe man doch auch im Veltlin Probleme mit ausländischen Einbrecherbanden.

Gar noch weiter will Fulvio Betti, Präsident der SVP Valposchiavo, gehen. Er regt an, Angehörige der Armee für solche Spezialdienste einzusetzen, ähnlich wie beim WEF in Davos, wie er kürzlich gegenüber dem romanischen Fernsehen RTR sagte.

Effizientere Kontrollen

Doch eine Ausdehnung der Grenzkontrollen ist nicht so einfach, denn das Grenzwachtkorps beschäftigt im Puschlav insgesamt sieben Mitarbeiter. Um den Überwachungsdienst beim Grenzübertritt von zwölf auf 24 Stunden auszudehnen, seien aber mindestens zwölf Mitarbeiter erforderlich, erklärt der Mediensprecher des Grenzwachtkorps, Andrea Schmid. Um das Problem mit den zur Verfügung stehenden Mitteln einigermassen in den Griff zu bekommen, werde der Einsatz der Mitarbeiter im rückwärtigen Raum in der Nacht verstärkt.

Für die Bevölkerung des Puschlavs ist dies jedoch nicht genug. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis auch in anderen Grenzregionen des Kantons wie beispielsweise im Engadin ähnliche Probleme auftreten würden, ist Della Vedova überzeugt. Man müsse handeln, bevor das Problem noch grössere Ausmasse annehme, warnt er. Dies sei schliesslich im Interesse der gesamten Schweiz.

Der Bund befiehlt

Gefragt ist jetzt die Politik. Denn eine Ausdehnung der Grenzkontrolle ist Sache des Bundes. Ob dieser zu einer für die Puschlaver zufriedenstellenden Lösung Hand bieten will, ist fraglich. Voraussetzung dazu wäre zumindest erst einmal eine breite Unterstützung der Puschlaver durch die Bündner Kantonsregierung.

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