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Der verteidigungsminister hats verbockt

Eine Weile schien es, als würde Bundesrat Ueli Maurer keinen Fettnapf auslassen. Der schwedische Botschafter Per Thöresson schrieb in einer vertraulichen Depesche, die zwei Wochen vor der Abstimmung über die Kampfjet-Beschaffung den Weg an die Öffentlichkeit fand, nicht zu Unrecht, Maurer sei «das grösste Risiko für den Gripen».

Südostschweiz
24.07.14 - 02:00 Uhr

Von Dennis Bühler

Der Höhepunkt der Ungeschicklichkeit waren Maurers Witze über Frauen, die wohl lustig gemeint waren, doch sehr schlecht ankamen. Kurzum: Der Abstimmungskampf war eine Aneinanderreihung von Pleiten, Pech und Pannen. Dafür ist Maurer verantwortlich.

Am 18. Mai erhielt der Verteidigungsminister die Quittung: Erstmals in der Geschichte der Schweiz fiel eine Armeevorlage beim Volk durch. Seit gestern ist endgültig klar weshalb: Zum einen vermochte Maurer die bürgerlichen Wähler nicht für sein Anliegen zu gewinnen. Jeder zweite stimmte Nein. Zum anderen gelang es ihm nicht, die Bevölkerung von seinem Kampagnenspruch zu überzeugen, jeder, der gegen den Gripen sei, schaffe auch gleich die Armee ab.

Mit seinem Holzchalet im Miniaturformat verfehlte er die Wirkung bei jenen, die entscheidend waren: Frauen, Jungwähler, Städter und Romands verstanden die Botschaft nicht, die Maurer vermitteln wollte, indem er dem Chalet immer und immer wieder das Dach hob. Oder sie glaubten ihm nicht.

Dass er sogar bei jenen scheiterte, die für eine starke Armee einstehen, muss Maurer besonders zu denken geben. Es zeigt: Die Krise der Armee ist beileibe nicht so gravierend wie jene, in der sich der Verteidigungsminister befindet.

dbuehler@suedostschweiz.ch

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