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Der Tour-Fahrplan passt

Bei den erneuten Norweger-Langlauf-Festspielen in Davos hat Dario Cologna einen Podestplatz verpasst. Da er den Heimwettkampf in der Skating-Technik nicht besonders mag, beun- ruhigt ihn Rang 10 im Hinblick auf die Tour de Ski keinesfalls.

Südostschweiz
21.12.14 - 01:00 Uhr

Dario Cologna wertet Rang 10 im Heimrennen über 15 Kilometer in Davos nicht als Rückschritt

Von Johannes Kaufmann

Natürlich sind die Erwartungen an Dario Cologna vor jedem Wettkampf in der Schweiz sehr gross. Schliesslich handelt es sich beim 28-Jährigen mit Wohnsitz in Davos um einen dreifachen Olympia-, Tour-de-Ski- und Gesamtweltcupsieger. Den abgezockten Münstertaler zeichnet indes auch aus, dass er sich und den Langlaufzirkus stets haargenau einschätzen kann. «Klar ist ein Podestplatz immer ein Ziel», sinnierte er gestern nach Rang 10 über 15 km Freistil, «ich ging aber nicht davon aus, dass ich den vielerorts herbeigesehnten ersten Heimerfolg einlaufen kann.» Es bleibt bei vier Cologna-Podesträngen in Davos. Mutmasslich war die von ihm in der Skating-Technik ohnehin nicht besonders geschätzte Heimloipe in ihrer abgespeckten Variante für einen Effort eine Spur zu wenig selektiv. «Auf der sehr glasigen Unterlage hatte ich wiederholt Mühe», gestand Cologna, der sich derzeit in der klassischen Technik einen Tick stärker als im Freistil einschätzt. Im Einzelstartformat hatte er im Skating überdies erst einmal auf höchster Wettkampfebene triumphiert, 2010 beim Olympiasieg über 15 Kilometer in Vancouver.

<strong>Es mag </strong>unspektakulär klingen, doch ein Dario Cologna kann angesichts der Umstände mit Rang 10 in Frieden leben. Erdrückend bleibt derweil die Norweger-Dominanz. Mit Anders Glöersen setzte sich ein Athlet an die Spitze, der eigentlich eher zu den Sprintspezialisten gezählt wird. Seinen ersten Triumph auf der Flüelaloipe in Davos hatte er folgerichtig vor Jahresfrist im Freistil-Sprint gefeiert. Im März wies er auf anderem Terrain sein Stehvermögen nach. Der 28-Jährige gewann den Engadin Skimarathon. Hinter Glöersen lieferte Superstar Petter Northug den Nachweis, dass mit ihm ab sofort auch im Distanz- bereich wieder voll gerechnet werden muss. Das Norweger-Podest wurde von Chris Andre Jespersen komplettiert. Die Dominanz der Wikinger wird derweil gar im eigenen Land kritisch beäugt. Eine Journalistin der grössten Tageszeitung, «VG», startete gestern im Medienzentrum eine Umfrage, ob der Siegesrauch ihres Heimatlandes allmählich zum Problem für den Langlauf mutiert.

<strong>Dario Cologna</strong> weiss auch derlei Gedankengänge auf seine Weise einzuordnen. «Im letzten Jahr standen an den Olympischen Spielen Läufer anderer Nationen ganz oben», analysierte er. Vor den Weltmeisterschaften in Falun im Februar steht nun mit der Tour de Ski der erste Saisonhöhepunkt unmittelbar bevor. Cologna wird sein erklärtes Lieblingsrennen mit der bewährten Vorbereitung angehen. «Wir werden beim finalen Formaufbau keine neue Wege bestreiten», erläuterte er. Ob der besagte Trainingsblock in Davos oder anderswo auf einer etwas längeren Strecke stattfindet, hängt von der allgemein prekären Schneesituation ab. Zuvor will Cologna heute im Sprint (Prolog 10.45 Uhr) zum ersten Mal in diesem Winter die Qualifikation meistern. «Das wäre gut fürs Selbstvertrauen in dieser Disziplin», sagte er. Mit zuletzt vier Top-10-Platzierungen wähnt er sich im Tour-Fahrplan. Bleibt die Frage, wo denn diese Tour de Ski am 3. Januar 2015 lanciert wird. Der Startort Oberstdorf ächzt unter fehlendem Schnee. Spekuliert wird über eine abgespeckte Variante im Allgäu (Prolog plus Sprint) oder gar eine – logistisch äusserst anspruchsvolle – Verlegung des Starts ins Münstertal, wo am 6. Januar das dritte Teilstück über die Bühne geht.

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