Der Sheriff und seine Liebe zum Grill

Der Ire John Daly will den Bündnerinnen und Bündnern das richtige Barbecue-Handwerk näherbringen

Von olivier berger

J ohn Daly strahlt übers ganze Gesicht. «Es gibt Leute, die sagen, ich mache das nur, damit ich diesen Titel auf der Visitenkarte führen kann», scherzt er. «Sheriff» steht auf dem Kärtchen unter seinem Namen. «Das wollen wir auch sein», bekräftigt er. «Der Sheriff, der Chef in der Stadt, wenn es ums Grillieren geht.» Mit «wir» meint Daly sich selber und seinen Shopleiter Andrew Oliver. Gemeinsam führen sie das Churer Fachgeschäft Grill-Sheriff – als Franchisenehmer einer Unterländer Firma.

<strong>Daly, der Ire, und Oliver</strong>, der Engländer. Das erinnert an Morrisseys legendären Song «Irish Blood, English Heart». Seit zehn Jahren lebt Daly in der Schweiz, Oliver sogar 25 Jahre. Über den Weg gelaufen sind sie sich aber erst vor Kurzem: am Foodfestival der Hotelfachschule in Passugg, wo Oliver arbeitete. Ausser der britischen Herkunft entdeckten sie eine zweite gemeinsame Leidenschaft: jene fürs Grillieren.

Wobei, grillieren? Daly spricht lieber von Barbecue, der US-amerikanischen Variante. Will heissen: Bei ihm kommen nicht ein paar Cipollata, dünne Plätzli und einige Gemüsespiessli auf den Rost über rauchender Holzkohle. Nach fünf Jahren im Dienste der irischen Tourismuszentrale in den USA schlägt sein Herz für andere Kaliber: grosse Fleischstücke, die bei niedriger Temperatur allmählich ihren Geschmack entfalten. «Was die meisten Menschen bei uns in der Schweiz machen, ist kein Barbecue. Das ist allenfalls ein Grillfest.»

Wenn Daly vom Barbecue spricht, leuchten seine Augen. Überhaupt merkt man, dass der 48-Jährige seine Begeisterung für die unterschiedlichsten Zubereitungsarten unter freiem Himmel weitergeben will. «Wir planen für die Zukunft einen Grill-Talk», verrät er. «Einmal im Monat sollen sich Gleichgesinnte treffen, grillieren und fachsimpeln können.» Auch sonst betreibt Daly die Verbreitung seines Grillgedankenguts mit Eifer: dieses Jahr sogar an einer Sonderschau der Churer Frühlingsmesse Higa. Die erste Bündner Grillmeisterin liess er schon vor Jahresfrist krönen.

<strong>Zum Sheriff wurde</strong> der Enthusiast eher zufällig. Als Schweizer Importeur des Kultgrills Big Green Egg lernte er den Gründer von Grill-Sheriff kennen. Am Konzept gefällt ihm, «dass wir Grill-neutral sind». Weder eine bestimmte Marke, noch ein bestimmtes Verfahren werden bevorzugt. Und so stehen im Churer Laden neben den von Daly importierten grünen Holzkohle-Eiern auch Gasgrills. Der Entscheid für ein bestimmtes Modell sei weniger eine Glaubensfrage als vielmehr die Folge der Bedürfnisse, erklärt er. «Wir machen mit jedem Kunden eine ausführliche Grillanalyse.»

Überhaupt liegen Daly persönliche Beratung und die Kontaktpflege am Herzen. «Die Grillkurse sind unser Rückgrat», betont er. Zweimal pro Monat kann man bei Grill-Sheriff in Chur das Grillhandwerk erlernen. «Dabei legen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch selber Hand an», erklärt Daly. Ziel sei es nämlich, nicht nur neue Rezepte kennenzulernen, sondern neben den «technischen» Fertigkeiten – wie dem Unterschied zwischen direkter und indirekter Hitze – auch das Barbecue-Gefühl kennenzulernen. Das, so Daly, setze sich auch in Graubünden immer mehr durch. «Die Nachfrage ist gross.»

Nächster Kurs: 15. April. Informationen unter www.grill-sheriff.ch.

Ein Ire, ein Engländer und eine Leidenschaft: John Daly (links) und Andrew Oliver bieten alles, was das Herz des Freiluft-kochs begehrt. Theo Gstöhl