×

Der Heilungsprozess verläuft ganz in Patrick Küngs Sinn

Patrick Küng sehnt den Tag herbei, an dem er wieder Ski fahren kann. Der Obstalder will nichts überstürzen und die sechsmonatige «Sperrfrist» strikte einhalten, damit die bisher planmässig verlaufende Heilung des Kreuzbandrisses nicht noch gefährdet wird.

Südostschweiz
31.07.12 - 02:00 Uhr

Von Ruedi Gubser

Ski alpin. – Ferien waren gestern. Genau genommen letzte Woche, als sich Patrick Küng einige Tage Erholung gönnte und zu Hause in Obstalden oder auf dem Walensee dem Nichtstun frönte. Auf dem Relax-Programm stand auch ein Besuch des Trainings der Dortmunder Fussballprofis in Bad Ragaz. Küng war beeindruckt von der Intensität der Trainingseinheiten. «Man sah, dass Klopps Truppe etwas draufhat», so Küng.

Praktisch wieder der Alte

Intensiv waren die letzten Übungseinheiten vor seinen Ferien auch für Patrick Küng gewesen. Eine Woche lang wurde er in der Rennbahnklinik in Muttenz von seinem Therapeuten «gequält». Diese Therapiesitzungen seien sehr wertvoll und brächten ihn jeweils vorwärts. So kann Küng erfreut konstatieren, dass die Heilung seines Kreuzband- und Innenbandrisses, den er sich am 24. Februar in Crans-Montana zuzog, absolut planmässig verläuft. «Ich habe keine Beschwerden, und kraftmässig spüre ich im linken operierten Bein zum rechten praktisch keinen Unterschied mehr.» Einzig beim kompletten Beugen des Knies gibt es noch kleine Unterschiede.»

Geduld ist gefragt

Bis die eingesetzte Sehne ihre ganze Elastizität erreicht hat, dauert es seine Zeit. Nicht umsonst wird bei einer Kreuzbandoperation von einer Dauer von einem Jahr bis zur kompletten Heilung gesprochen. «Und ein Band eines Spitzensportlers heilt nicht schneller als bei einem Nichtsportler, auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen», betont Patrick Küng. Mit diesem positiven Heilungsverlauf steht einem raschen Comeback auf Ski nichts mehr im Wege? Küng will jedoch nichts überstürzen und verweist auf die (Schon-)Frist von sechs Monaten, die ihm dafür auferlegt worden ist. «Ich werde bestimmt nicht unüberlegt forcieren. Bis Ende August gibts für mich kein Skifahren. Dann werde ich ganz vorsichtig ein paar Schwünge versuchen.» Und die Eintönigkeit des Trainings wird der Vergangenheit angehören. Wobei: So eintönig waren die letzten Monate für Patrick Küng gar nicht. Im Mai war er im Trainingslager der Weltcup-Fahrer in Mallorca dabei. Im Juni stand er im Dienste des Vaterlandes und leistete in Magglingen seinen WK, der aus Training, Training und nochmals Training bestand.

Vom Militär ins «Palace»

Und Ende Juni logierte er im Hotel «Palace» in Gstaad. Das Weltcup-Team von Swiss-Ski absolvierte seine traditionelle Konditionswoche mit Laufschule, Krafttraining (Technik und Belastung nach individuellen Vorgaben) sowie Gleichgewichtstraining in verschiedenen Formen in Gstaad und wohnte einmal mehr gratis in der Nobel-Herberge. Die Besitzerfamilie Scherz übernimmt jeweils die Kosten. Cheftrainer Osi Inglin war erfreut, dass die sich in der Reha befindenden Patrick Küng, Marc Gisin, Vitus Lüönd, Mauro Caviezel und Justin Murisier das Programm mitmachen konnten. Abwechslung brachte Patrick Küng zudem ein Besuch des WM-Boxkampfes im Schwergewicht zwischen Wladimir Klitschko und Tony Thompson in Bern, wo Patrick Küng mit RTL-Moderator Kai Ebel für ein Erinnerungsfoto posierte. «Auf diese Weise gingen die letzten drei Monate rasch vorbei. Bloss dauernd in Filzbach trainieren zu können, wäre mit der Zeit bestimmt langweilig geworden», so Küng.

Neuer Trainer, andere Trainingsgruppe

Interessant werden wird für den 28-jährigen Obstalder auch die Rückkehr auf die Ski und ins Team. Obwohl er (leider) schon einige Erfahrung hat bei Comebacks nach Verletzungen, wird das Gefühl, nach einem Kreuzbandriss die Ski zu bewegen, neu sein. «Ich bin gespannt. Zum Glück benötige ich jeweils nicht allzu viele Schneetage, um meine Sicherheit auf den Ski zu erlangen», weiss Küng. Darauf hoffe er auch diesmal. Neu wird für ihn auch das Umfeld sein. Sein Trainer des letzten Winters, Hans Flatscher, der als Chef zu den Frauen wechselte, ist durch Roland Platzer ersetzt worden, und die vier Weltcup-Trainingsgruppen wurden zu drei zusammengefasst. Zur Weltcup-Gruppe 1 von Platzer gehören neben Küng noch Didier Defago, Marc Gisin, Vitus Lüönd, Christian Spescha und Silvan Zurbriggen. «Die Gruppe ist im Vergleich zum letzten Jahr kleiner geworden. Das sollte ein Vorteil sein», meint Patrick Küng. Die Gruppe 2 von Sepp Brunner bilden Beat Feuz, Carlo Janka, Sandro Viletta, Daniel Albrecht und Marc Berthod. Steve Locher führt als Gruppentrainer die dritte Gruppe mit Marc Gini, Mauro Caviezel, Justin Murisier, Reto Schmidiger und Markus Vogel.

Wie eingangs erwähnt, waren für Patrick Küng Ferien gestern. Damit er den «Gesundungs-Fahrplan» weiterhin einhalten kann, stehen für ihn drei intensive Trainingswochen im Sportzentrum in Filzbach auf dem Programm. Danach soll es eine Woche Pause geben, für die Patrick Küng einen Kurzurlaub im Ausland plant, ehe der mit Spannung erwartete Moment des Skifahrens und Skispürens kommt. Und dann sind die Ferien für Patrick Küng definitiv und endgültig gestern.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR