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Der grosse Meister war noch immer nicht im kleinen Vals

In Vals ist gestern das Park- projekt des Japaners Tadao Ando präsentiert worden. Der Architekt wollte aus diesem Anlass erstmals persönlich am Ort seines Wirkens erscheinen – jedoch sagte er wegen Krankheit ab.

Südostschweiz
01.09.14 - 02:00 Uhr

Von Ueli Handschin

Vals. – Der einstige Fernsehstar Frank Baumann ist «Creative Director» der 7132 AG, deren Chef Pius Truffer das Parkprojekt initiiert hat. Baumann teilte am Freitag mit, der Arzt des 73-Jährigen, mit Preisen hochdekorierten Architekten Tadao Ando, habe ihm die Reise untersagt. Ando selbst schrieb in seiner Absage, er bedauere sehr, dass er nicht nach Europa kommen könne. «Die zauberhafte Naturlandschaft in der Schweiz» und «das weltweit bekannte Thermalbad in Vals» hätte er «unbedingt» miterleben wollen, versicherte er laut einer Übersetzung aus dem Japanischen.

Das Projekt in Vals sei für ihn deshalb besonders wichtig, weil er sich architektonisch um die Realisierung einer Piazza bemüht habe, «wo sich viele Menschen zusammenfinden». Daher hoffe er umso mehr, dass in Vals «ein für jeden Besucher unvergesslicher Platz entsteht, der auf Unterstützung und Verständnis der Einwohner basiert».

«Absolut wegweisend»

An Andos Stelle wurde für gestern Abend das Kommen von Masataka Yano angekündigt. Yano arbeitet laut Baumann seit Jahrzehnten mit Ando zusammen, ist seine rechte Hand und zudem Mitglied der Jury des Architekturwettbewerbs für ein Luxushotel in Vals. Wer diesen Auftrag erhält, soll das Gremium Ende Jahr entscheiden.

Die 7132 AG bezeichnet den Park als «absolut wegweisend». In einer Zeit, in der niemand für niemanden und nichts mehr Zeit habe, in der verdichtetes Bauen propagiert werde, «lassen wir uns von Professor Tadao Ando eines Besseren belehren und einen modernen Garten errichten», heisst es auf der Homepage der Firma. Auf einer Fläche von vier Hektaren wolle Ando «eines der wichtigsten Projekte Europas» realisieren: eine für jedermann frei zugängliche architektonische Interpretation der Elemente Sonne, Wasser, Stein und Wind.

Andos Garten sei einzigartig, schwärmen die Promotoren. Man werde darin die Zeit vergessen, nur der Moment werde zählen. Der Japaner plant im Park unter anderem ein «Museum des Lichts». Durch drei Öffnungen im Dach werde das Licht – als Einziges, was es im Museum zu sehen geben soll – in den Raum einfliessen.

Unerschöpfliche Geldquellen?

Ob der Park tatsächlich gebaut wird, steht jedoch in den Sternen. Allein der Kauf des Landes dürfte Millionenbeträge verschlingen. Und auch die Bauten und die Gartengestaltung sind kaum für ein Butterbrot zu haben. Peter Schmid, Sprecher derjenigen Valser Stimmberechtigten, die sich bis vor Bundesgericht wegen einer verpassten Frist erfolglos gegen den Verkauf der Therme an Remo Stoffel gewehrt haben, wundert sich «über die unerschöpflichen Geldquellen» des Immobilienunternehmers und verweist auf dessen Steuerschulden, die laut «Bilanz» 150 Millionen Franken oder mehr betragen sollen.

Park statt Mehrzweckhalle?

Schmid ist empört, weil Stoffels 7132 AG den Park präzis dort anlegen will, wo der Investor der Valser Jugend eine grosse Mehrzweckhalle versprochen hat. Dieses Versprechen habe den Ausschlag dafür gegeben, dass Stoffel die Abstimmung über den Verkauf Therme für sich entschieden habe, ist Schmid überzeugt. «Nun müsste eigentlich allen klar sein, dass das leere Worte waren», kommentierte er gestern.

Die Präsentation auf dem Dorfplatz habe bezweckt, politisch Druck zu machen, damit über das fragliche Gebiet eine Parkzone erlassen wird. Würde der Souverän ja dazu sagen, wären die Landeigentümer leichter zu bewegen, den Boden zu verkaufen, vermutet Schmid. Danach werde, wenn überhaupt, das eine oder andere Objekt des Parks gebaut, mehr aber nicht.

Ziel sei nicht etwa ein Garten, sondern lediglich die Schaffung von Bauland für den Zweitwohnungsbau, mutmasst der Kritiker. Denn ohne den Verkauf von Wohneigentum werde es für Stoffel schwierig werden, seine hochgesteckten Projekte in Vals zu verwirklichen. Und Stoffels Weggefährten in der Politik setzten ja derweil alles daran, die Zweitwohnungsbestimmungen möglichst rasch umzusetzen, so Schmid.

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