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Den neuen Tatsachen ins Auge schauen

Keine sechs Monate ist es her, seit die Tridonic die Schliessung ihrer Produktion angekündigt hat. Und nun verliert das Glarnerland mit der Electrolux ein zweites grosses Traditionsunternehmen – und damit weitere 120 Arbeitsplätze.

Südostschweiz
21.10.14 - 02:00 Uhr

Von Rolf Hösli

Keine sechs Monate ist es her, seit die Tridonic die Schliessung ihrer Produktion angekündigt hat. Und nun verliert das Glarnerland mit der Electrolux ein zweites grosses Traditionsunternehmen – und damit weitere 120 Arbeitsplätze.

Konsultativ-Verfahren hin oder her: Zu retten wird es auch hier nichts mehr geben. Zusammen mit der stetigen Schrumpfung der Netstal-Maschinen AG und der verschnupften Eternit, die ihren Sitz ausser Kanton verlegen will, sind das doch mehrere Hundert Jobs, die das Glarnerland innert weniger Monate verliert. Dazu wollen Firmen wie die Tyco oder die Gewürzmühle Landolt Hauser AG wegziehen. Das sind schlechte Aussichten für die Industrie.

Das Ganze deutet auf einen ähnlichen Strukturwandel hin, wie ihn das Glarnerland schon bei der Textilindustrie durchmachen musste. Der tiefe Eurokurs gilt zwar als Auslöser dieser schmerzhaften Massnahmen, doch dürfte er lediglich Beschleuniger sein für den schon seit Jahren andauernden Prozess, die Produktion in Billiglohnländer zu verlagern.

Bei allem – berechtigten – Mitgefühl für die Betroffenen: Sich über diese Mechanismen des Kapitalismus aufzuregen, bringt wenig. Die beste Antwort ist, sich den neuen Gegebenheiten so schnell und so gut wie möglich anzupassen. Immerhin gibt die Geschichte Anlass zur Hoffnung: Schliesslich hat Glarus schon den Niedergang der Textilindustrie gut kompensiert. Nebst den bekannten Schweizer Tugenden braucht es dafür vor allem zwei Dinge: Ein Volk, das bei Abstimmungen gute Rahmenbedingungen setzt und eine Wirtschaftselite, die mit ihrer Geldgier den sozialen Frieden nicht gefährdet. Auf beiden Seiten ist in jüngster Zeit zu oft gesündigt worden.

rhoesli@suedostschweiz.ch

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