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Den Hundschopf im Griff – und nun auch die Gesundheit

Eiger, Mönch und Jungfrau: Neben den über der Lauberhornabfahrt thronenden Berggipfeln fühlt sich auch ein Skirennfahrer wie ein König. Nicolas Beglinger darf die Rennen in Wengen als Vorfahrer eröffnen.

Südostschweiz
18.01.13 - 01:00 Uhr

Von Ruedi Gubser

Ski alpin. – Vorfahrer von Weltcuprennen zu sein, ist für Nicolas Beglinger nicht ganz neu. Ende Januar vergangenen Jahres durfte der 21-jährige Molliser in St. Moritz in der Abfahrt, Super-Kombination und im Super-G die Spuren für die Frauen ziehen. Das sei schon ein Erlebnis gewesen, «aber das jetzt in Wengen ist noch eine Nummer grösser», betont Beglinger. Einmal, weil Wengen zusammen mit Kitzbühel zu den absoluten Highlights im Weltcup gehöre, und zum Zweiten, weil es Männerrennen seien.

Unerschrocken über den Hundschopf

Die Strecke hatte Beglinger schnell im Griff. Die erste Trainingsfahrt am Dienstag auf verkürzter Strecke war eine Art Besichtigungsfahrt. «Uns wurde aufgetragen, vorsichtig zu fahren, nicht zu viel zu riskieren und nicht zu stürzen», berichtete Beglinger. Deshalb habe er einige Passagen beinahe aufrecht absolviert. Auf der zweiten Fahrt von ganz oben fuhr Beglinger schon etwas forscher. Vor seiner Feuertaufe auf der längsten Abfahrtsstrecke sei er nicht sonderlich nervös gewesen. «Ich habe gut geschlafen.» Auch der Hundschopf, die Minschkante oder das Brüggli-S bereiteten ihm kein Kopfzerbrechen. «Vor dem Hundschopf hatte ich nicht gross Respekt. Man kommt mit so wenig Tempo auf diese Stelle zu, dass man genügend Zeit hat, sich auf den Sprung vorzubereiten. Zudem springe ich sehr gerne.» Die einzigen Bedenken hatte Beglinger beim Ziel-S. Aber auch diese Passage meisterte er problemlos. Den einzigen heiklen Moment hatte der Molliser im Haneggschuss zu überstehen, als es ihm bei Tempo 150 die Ski leicht verschlug.

Einmaliges Erlebnis

Nicolas Beglinger ist von der Atmosphäre begeistert, von den Bergen, der sensationellen Landschaft. «Im zweiten Training herrschten bei Sonnenschein ideale Bedingungen. Bei solch schönem Wetter und dieser wunderbaren Kulisse die Lauberhornstrecke hinunterfahren zu dürfen, ist ein einmaliges Erlebnis.» In der Spezialabfahrt von morgen Samstag mit 30 000 Zuschauern am Streckenrand und im Ziel dürfte diese Atmosphäre noch einmaliger sein. Für Nicolas Beglinger ist der Einsatz als Vorfahrer in Wengen wie eine Entschädigung für einen langen Leidensweg, den er hinter sich hat. Lange litt er unter den Folgen eines Sturzes in der Abfahrt der Schweizer Meisterschaften in St. Moritz im März 2009 und verlor deswegen praktisch zwei Jahre.

Beglinger war so heftig auf den Kopf geprallt, dass er sich eine Hirnerschütterung zuzog. Kopfschmerzen waren danach ständige Begleiter und traten bei jeder körperlichen Anstrengungen selbst dann noch auf, als die Hirnerschütterung längst abgeklungen war. Nicolas Beglinger unternahm immer wieder Versuche, startete an vereinzelten Rennen, konnte jedoch praktisch nie beschwerdefrei fahren. Erst als ein Chiropraktiker herausfand, dass Beglinger nicht nur eine Hirnerschütterung erlitten hatte, sondern auch Nackenwirbel in Mitleidenschaft gezogen worden waren, besserte sich Beglingers Zustand. Heute ist er wieder gänzlich hergestellt und fit.

Beim 92er-Jahrgang top

Vor seinem Sturz vor drei Jahren gehörte Beglinger zu den besten seines Jahrgangs 1992. Im Super-G wies er sogar die besten Fis-Punkte aus – weltweit. Ein früherer Weggefährte und Jahrgänger hat vor einer Woche in Adelboden zugeschlagen: Gino Caviezel. «Ich freue mich für Gino und denke überhaupt nicht daran, dass ich auch so weit sein könnte. Ich muss nun versuchen, die verlorenen zwei Jahre aufzuholen.»

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