×

Den Everest hautnah miterlebt

Bergsteiger und Arzt Oswald Oelz hat Braunwald besucht. Der gebürtige Vorarlberger erzählte vor gefülltem Saal in der «Chämistube» von seinen Abenteuern. Von Nepal, vom Everest, der Eigernordwand. Und vom Überleben.

Südostschweiz
30.07.14 - 02:00 Uhr

Braunwald. – Das Bild von Oswald Oelz mit schwarzen Zehen ist bekannt: Von der Besteigung des Glacier Dome in der Annapurnakette zurück, nach dem Absturz als Folge der Höhenkrankheit, nach dem Überleben in eisiger Nacht.

«Und wieder daheim, begann die Pflaumenreife», kommentierte Oswald Oelz das Bild. Das Zusehen, wie die Zehen – immer schwärzer werdend – schliesslich absterben. Ein Indiz für seine Leidensbereitschaft – und für seinen Humor.

Tapetenwechsel für die Seele

Mit Bildern aus seinen Bergsteigerzeiten und seinem Werdegang führte Oswald Oelz unterhaltsam durch den Abend. Er gab Einblick in sein Leben und sprach auch von der Angst, die er etwa beim ersten Versuch, die Eigernordwand zu durchsteigen, verspürte. Krampfhaft habe er – beim Biwak im Schwalbennest – den Himmel nach einer Wolke abgesucht, um seinen Kameraden zum Abstieg zu überreden. Viele Jahre und viele Gipfel später ging er noch einmal hin. Ruhiger, und es gelang ihm auch dies.

Vom höchsten Berg der Welt, den er 1978 noch als einsamen Riesen erlebte, zeigte er eindrückliche Fotos und brachte den Mount Everest so hautnah nach Braunwald. Die Schilderungen von seinem Versuch, durch Blutverdünnung die Gipfelchancen zu steigern, zauberten fast schon Hühnerhaut auf den einen oder anderen Zuschauerarm.

Das Experiment scheiterte. Dennoch erreichte er einige Tage später zusammen mit Reinhard Karl eben diesen Gipfel. Zum Dach der Welt kamen schliesslich weitere Sieben- und Achttausender in Oelz‘ Biografie; die Seven Summits sowie berühmte Wände und schwierige Klettereien.

Letztere bewältigt er auch heute noch, trotz der verlorenen Zehen. «Es wird schon gut gehen», lautet wohl auch da seine Devise, sein (Überlebens)-Motto, das ihn durch all diese Expeditionen begleitet hatte.

Und beim anschliessenden Hüttenznacht im Restaurant «Chämistube» ging wohl dem einen oder anderen wieder ein Bild, das Oelz‘ gezeigt hatte, durch den Kopf. Und die Frage, warum man das macht. Gefolgt von seinem Ratschlag nach Tapetenwechseln. Für die Seele. Es müsse ja nicht für jeden ein Achttausender oder die Eigernordwand sein. (mr)

Spannendes Leben: Gastgeber Claudio Keller (links) und Traudl Heckmair, die Gattin von Anderl Heckmair – dem Erstbesteiger der Eiger Nordwand – haben den Vortrag von Everest-Bezwinger Oswald Oelz (rechts) in Braunwald mitverfolgt.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR