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Dem Komponisten Joachim Raff begegnen

Südostschweiz
10.03.15 - 11:23 Uhr

Von Tobias Humm

Rapperswil-Jona. – Joachim Raff wurde im Jahr 1822 in Lachen geboren. Er erlebte in den 60 Jahren bis zu seinem Tod 1882 ein Europa im Umbruch. Ein Europa, in dem nach den Napoleonischen Kriegen die Grenzen neu gezogen wurden und sich die Staaten neu formten.

Raffs Wirken bekannt machen

Während einiger Jahre arbeitete er in Rapperswil als Lehrer. Res Marty, Präsident der Joachim-Raff-Gesellschaft, hat sich zum Ziel gesetzt, das Wirken seines Landsmannes Raff nicht nur zu erhalten, sondern auch zu verbreiten und der Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Zu diesem Zweck hat er eine reich bebilderte Biografie herausgegeben. Zusammen mit dem Schwyzer Kulturbeauftragten Franz Xaver Risi hat er schon vor zwei Jahren in Lachen eine Ausstellung zum Thema gemacht, die auf grosse Resonanz stiess.

Die jetzige Ausstellung im Haus der Musik an der Endingerstrasse 7 in Rapperswil zeigt noch mehr Dokumente. Insbesondere wird auch das Leben der Raff–Tochter Helene beleuchtet, die als Portraitistin und Schriftstellerin ein spannendes Leben führte und seine erste Biografin war. Kuratiert wird die Ausstellung von Yvonne Götte.

Raffs Musik ist leicht ihrer von der Romantik geprägten Entstehungszeit zuzuordnen. Raffs Qualitäten liegen weniger in grossen musikalischen Innovationen oder Erfindungen neuer Ausdrucksformen, sondern mehr in der Sorgfalt der Ausführung.

Von seinen Fähigkeiten im Instrumentieren grosser Orchesterwerke profitierte auch der befreundete Franz Liszt. Liszt zauberte mit dem Gestus der Genialität musikalisches Material aufs Papier und liess Raff daraus Symphonien schreiben, die er dann unter seinem eigenen Namen aufführte. Raff selber war ein ausserordentlich produktiver Komponist, Franz Liszt soll ihm geraten haben, weniger zu veröffentlichen und sich rarer zu machen.

Mit Wagner gebrochen

Die Ausstellung stützt sich auf Anekdoten, Briefe, Dokumente, Handschriften und das Buch «Die Wagnerfrage», in dem sich Raff mit seinem Zeitgenossen Richard Wagner kritisch auseinandersetzt. Raff war zeitlebens ein auf Ausgleich bedachter Mensch und der Konflikt mit Wagner war der einzige Bruch in dieser Art.

Raffs Biograf Res Marty meint, dass seine Erfahrung mit der gewalttätigen Umgebung im neu geformten Kanton Schwyz ihn so geprägt habe, dass er stets die Position des Ausgleichs einnahm. Als Direktor des Konservatoriums Frankfurt verfolgte er eine für damals ungewöhnliche Personalpolitik: Er vergab jede zweite Stelle an eine Frau. Davon profitierte unter anderem Clara Schumann.

Um den Besuchern auch seine Musik zu vermitteln, gibt es im Obergeschoss Hörstationen. Und im Dachgeschoss ertönt die Symphonie Nr. 3 «Im Walde». Im Rahmen der Ausstellung finden zahlreiche Führungen und Veranstaltungen statt.

Eröffnung: Sonntag, 5. Oktober, 16 bis 19 Uhr, Ausstellungsdauer: bis 17. Oktober, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 16 bis 19 Uhr, Samstag 11 bis 18 Uhr, Sonntag 10 bis 17 Uhr; Eintritt frei.

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