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«Das Lawinenopfer hatte grosses Pech»

Es geschah am Donnerstag um die Mittagszeit. Ein 41-jähriger Mann aus der Region und seine gleichaltrige Begleiterin waren oberhalb von Amden unterwegs auf den Gulmen für eine Skitour.

Südostschweiz
31.01.15 - 01:00 Uhr

Dabei löste der Mann eine Schneebrettlawine aus, die ihn rund 100 Meter mitriss und unter dem Schnee begrub.

Seine Begleiterin alarmierte umgehend die Rettungsflugwacht und ortete ihren Mann mittels Lawinensuchgerät. Schwer verletzt wurde der 41-Jährige ins Spital geflogen (Ausgabe von gestern). In der Nacht auf Freitag ist er im Spital verstorben. Über die genaue Art der Verletzungen und die Todesursache konnte die Kantonspolizei auf Anfrage keine Angaben machen.

Der tödliche Unfall löst Betroffenheit aus. So auch bei Toni Jöhl, Ammler Gemeinderat, SVP-Kantonsrat und erfahrener Tourenskifahrer. «Ein solches Unglück ist immer tragisch», sagt er. «Der Gulmen ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tourenskifahrer und gilt als relativ sicher.» Auch er selber hätte den Aufstieg auf den Gulmen bei diesen Witterungsbedingungen gewagt, allerdings über eine andere Route.

«Der Aufstieg über den Südwest-Hang wäre sicherlich unproblematischer gewesen. Dennoch haben die beiden nicht grob fahrlässig gehandelt. Die Lawinengefahr war lediglich erheblich und der Hang, den sie für den Aufstieg gewählt haben, ist nicht sonderlich steil», so Jöhl. Er könne die Entscheidung der beiden, den Aufstieg zu wagen, nachvollziehen. «Schneebrettlawinen wie diejenige, die den Mann am Donnerstag erfasst hat, sind sehr schwer vorhersehbar. Der Verunglückte hatte einfach grosses Pech.»

Auslöser für die Lawine seien sehr wahrscheinlich sogenannte Verfrachtungen gewesen. Die entstehen, wenn starker Wind weht und grosse Schneemengen von exponierten Stellen hin zu Mulden und Windschattenseiten verfrachtet werden. «In der Nacht auf Donnerstag wehte starker Westwind. Dadurch wurden die Schichtung und die Stabilität der Schneedecke wohl beeinträchtigt», so Jöhl weiter. Ein sicherer Aufstieg auf den Gulmen sei durch die schlechten Sichtverhältnisse weiter erschwert worden.

Auch bei den Sportbahnen Amden ist man ob des Unfalls betrübt. Machen könne man aber leider wenig. Betriebsleiter Koni Rüdisüli: «Das Unglück ereignete sich fernab von den von uns präparierten Pisten. Da liegt es in der Verantwortung des Einzelnen, ob er eine Tour wagen will, oder nicht.»

Letztendlich könne niemand Skifahrer und Schneeschuhläufer davon abhalten, eine Tour auch bei ungeeigneten Witterungsbedingungen anzutreten. Das weiss auch Toni Jöhl: «Die Berge sind frei begehbar, niemand kann einen Tourenfahrer davon abhalten, auch bei schlechten Verhältnissen eine Tour zu wagen.»

Und: «Unfälle können nie zu huntert Prozent verhindert werden. Doch ein gewisser Respekt vor den Bergen ist dabei sicher hilfreich.»

Leider könne man kaum etwas tun, um Unfälle wie jenen vom Donnerstag in Zukunft zu verhindern. «Warn- und Hinweistafeln in den Bergen bringen nichts, da sie innert Kürze unter dem Neuschnee begraben und somit unleserlich würden», sagt Jöhl.

Auch Urs Roth, Gemeindepräsident von Amden, sagt, ihm seien die Hände gebunden: «Es ist fast nicht möglich, Massnahmen zu ergreifen, die eine solche Tragödie verhindern können», so Roth. Würde man besonders gefährliche Hänge kennzeichnen, so bestünde automatisch die Gefahr des Umkehrschlusses. Roth: «Tourenfahrer könnten dann denken, dass nicht gekennzeichnete Hänge automatisch und jederzeit sicher sind. Dieser Umkehrschluss wäre fatal.»

Die wichtigsten Informationen für Tourenfahrer liefert laut Roth das tägliche Lawinenbulletin des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF. Es gibt Auskunft darüber, in welcher Region der Schweiz die Lawinengefahr wie hoch ist. Doch auch Roth weiss: «Letztlich können wir kaum mehr tun, als an die Eigenverantwortung der Wintersportler zu appellieren.»

«Wir müssen an die Eigenverantwortung der Sportler appellieren.»

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