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Das «Hüsli» hat an Wert verloren

Die Immobilienpreise sind in Graubünden im letzten Jahr gesunken. Fachleute erkennen hinter den Preisrückgängen allerdings kein Muster. Es sind sowohl touristische Zentren wie Randregionen betroffen. Der Trend dürfte anhalten.

Südostschweiz
20.04.14 - 02:00 Uhr

Die Preise für Bündner Wohneigentum sind im vergangenen Jahr gesunken – wieso, ist unklar

Von olivier berger

Das sind für einmal schlechte Nachrichten für die Besitzerinnen und Besitzer von Wohnungen und Einfamilienhäusern: Hatten sie sich in den letzten Jahren über satte Wertvermehrungen freuen können, hat im vergangenen Jahr der Trend gedreht. Wie das Zürcher Beratungsunternehmen Wüest & Partner in seinem halbjährlichen Immobilienmonitoring festhält, sind die Verkaufspreise für Wohneigentum in vielen Schweizer Gemeinden gesunken. Auffällig viele Gemeinden mit sinkenden Preisen gebe es in den Kantonen Graubünden, Basel-Stadt, Neuenburg, Jura und Genf.

<strong>Deutlich ist der Preiszerfall</strong> vor allem bei den Einfamilienhäusern in Graubünden, wie eine Auswertung von Wüest & Partner zeigt. Rund in der Hälfte aller Gemeinden sind die Verkaufspreise für das eigene «Hüsli» im vergangenen Jahr gesunken. Um zehn Prozent und mehr gestiegene Preise waren ge- rade noch in vier Gemeinden zu erzielen; in den meisten anderen Kommunen stagnierten die Preise oder gingen sogar zurück.

Etwas weniger dramatisch präsentiert sich die Lage bei den Eigentumswohnungen. Für diese seien die Preise über den ganzen Kanton gesehen sogar um fünf Prozent gestiegen, so Weinert. Auch hier gibt es allerdings markante Unterschiede. In gut einem Drittel aller Gemeinden veränderten sich die Preise nach unten oder nur ganz leicht nach oben. Immerhin gab es im letzten Jahr 17 Gemeinden, in welchen die Preissteigerung für Wohnungen zehn Prozent und mehr betrug.

<strong>Ein regionales Muster</strong> ist hinter den Preisrückgängen nicht erkennbar. Immerhin: Besonders häufig sind die touristischen Hochburgen betroffen. «Das hat damit zu tun, dass die Preise dort besonders hoch sind», erklärt Experte Weinert. «Deshalb können sich dort nicht mehr viele Interessenten Eigentum leisten, entsprechend sinkt die Nachfrage.» Tatsächlich sind Wohnungen gerade in Teilen des Oberengadins im letzten Jahr günstiger geworden – dort also, wo die Preise zuvor explodiert waren.

Bisweilen sind die Preisentwicklungen nicht unbedingt nachvollziehbar. Als Beispiel sei hier die Cadi genannt. In der Gemeinde Disentis sind die Preise für Eigentumswohnungen im vergan-genen Jahr gesunken. In der Nachbar- gemeinde Tujetsch dagegen betrug die Wertsteigerung über zehn Prozent. Und auch in Sumvitg konnten satte Gewinne erzielt werden. Auch in anderen Regionen des Kantons liegen Gemeinden mit Preissenkungen direkt neben solchen mit starkem Preisanstieg.

<strong>Vor allem bei den Wohnungen</strong> sei die Entwicklung heterogen, sagt Fachmann Weinert. Neben touristischen Zentren seien vom Preisrückgang auch struk-turschwache Regionen betroffen. «Aber auch in Landquart sind die Preise leicht gesunken.» Ein wenig übersichtlicher sei die Lage auf dem Markt für Einfamilienhäuser. Ändern wird sich an der Entwicklung im laufenden Jahr laut Wüest & Partner übrigens nicht viel. «Wir gehen davon aus, dass die Preise bis Ende 2014 etwa auf dem Niveau von Ende 2013 verharren», erklärt Weinert.

Trotz Preisrückgang und wenig euphorischen Prognosen: Von einer platzenden Immobilienblase kann man bisher nicht sprechen. Auch Weinert möchte nicht von «starken Preiszerfällen» sprechen. Davon könne keine Rede sein, betont er. «Gemäss unseren Daten handelt es sich in erster Linie um Preiskorrekturen.»

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