×

Das Festival da Jazz erobert die Berge

Es war eine erfolgreiche Premiere auf Muottas Muragl. Das erste Open-Air-Konzert des Festival da Jazz zog am Dienstag mehr als 1600 Besucher auf 2454 Meter Höhe. Auf der Bühne standen Earth, Wind & Fire Experience feat. Al McKay.

Südostschweiz
25.07.13 - 02:00 Uhr

Von Marina U. Fuchs

Samedan. – Es war ein gelungener Event, dieses Konzert von Earth, Wind & Fire Experience feat. Al McKay in luftiger Höhe mit grandiosem Blick auf das Oberengadin und die umliegenden Bergriesen. Das von manchen befürchtete Chaos auf Muottas Muragl blieb dank guter Organisation und vieler engagierter Helfer aus. Und auch das Wetter spielte mit. Von einem kurzen Regenguss einmal abgesehen, den nur frühe Besucher abbekamen, blieb es am Dienstag trocken und erstaunlich mild.

Helikopter brachte die Bühne

Perfekte Voraussetzungen also für einen Anlass der Superlative. Manche hatten sich zu Fuss auf die Bergbezwingung gemacht, aber die meisten nahmen doch die Bahn. Ein buntes Durcheinander von elegant gekleideten Leuten und solchen im Bergtenue bevölkerte die Terrasse. Allen gemeinsam war die gute Laune. Für Verpflegung und Getränke war an zahlreichen Ständen gesorgt, die beeindruckende Aussicht gab es noch als Zugabe. Und nicht einmal vor den Toiletten bildeten sich lange Schlangen. Ein grosser Teil der Terrasse wurde von der Bühne eingenommen, die am Vortag mit einem Spezialhelikopter bei nicht ganz einfachen Windverhältnissen eingeflogen worden war.

Aus einer Band wurden zwei

Earth, Wind & Fire war eine der Kultbands der Siebzigerjahre. Viele der Besucher gehörten zu der Altersklasse, die sich voller Nostalgie noch gut an aufregende Disco-Zeiten und alles, was dazugehörte, erinnern kann. Es dauerte etwas, bis der Funke so richtig übersprang, aber dann war die Stimmung ausgelassen. Die Begeisterung vor allem bei den alten Liedern war gross. Es wurde lautstark mitgesungen und getanzt. Es war eng auf der Terrasse, aber nie zu eng, und auch im Gelände lagerten Fans auf Bänken oder der Wiese.

Der etwas lange und komplizierte Name der 13-köpfigen Formation Earth, Wind & Fire Experience feat. Al McKay hat juristische Hintergründe. Al McKay, der als Co-Komponist für viele Erfolgssongs der Gruppe, zu der er 1973 kam und mit der er bis 1981 um die Welt tourte, verantwortlich war, gründete später eine neue Formation. Die gleiche Idee hatten drei andere ehemalige Bandmitglieder. Diese tragen nun den ursprünglichen Namen Earth, Wind & Fire, bei McKay und seinen Musikern kam noch der Zusatz Experience dazu.

Sei es, wie es will, die Musiker begeisterten mit ihren Rhythmen zwischen Soul, Funk und Motown und ihren Hits aus alten Zeiten. Auch wenn man sich an viele Titel gar nicht mehr erinnert hatte, schon bei den ersten Tönen fiel einem die Melodie wieder ein, manchen sogar der Text – Erinnerungen an wohl heisse Zeiten inklusive. «September», «Best Of My Love» und «Singasong» waren die Megahits.

Nach den Drinks gehts bergab

Aber nicht nur das Publikum war begeistert, ganz offensichtlich waren es auch die Musiker selbst, für die ein Auftritt in dieser Höhe und mit dieser Kulisse ja auch nicht gerade zur Tagesordnung gehören dürfte. Nach knapp zwei Stunden mit einer bejubelten Zugabe war das Konzert vorbei. Der Abend aber war noch lange nicht zu Ende. Die, die das nachfolgende Essen gebucht hatten, verschwanden im Restaurant, die übrigen genossen draussen die milde Nacht bei Drinks und Gesprächen. Während die meisten später geduldig und aufgestellt auf die Talfahrt mit der Standseilbahn warteten, sah man einige Gruppen wie Lindwürmchen bergab laufen. Taschenlampen waren gefragt, denn der Mond wollte sich nicht zeigen, und es war stockfinster.

Es ist zu hoffen, dass dieses Konzert auf Muottas Muragl kein einmaliges Ereignis bleibt, auch wenn es einmalig war. «Die Rolling Stones wären doch der Hit», vernahm man von vielen Seiten. Wer weiss: Wem, wenn nicht Christian Jenny, dem Direktor des Festival da Jazz, wäre so etwas zuzutrauen?

Näheres zum Festival da Jazz, das noch bis zum 11. August dauert, findet sich im Internet unter www.festivaldajazz.ch.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR