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Das «Seuchenjahr» für den Karriere-Neustart nutzen

Nach zweimal Silber an den Junioren-Weltmeisterschaften 2009 ist Orientierungsläufer Philipp Sauter hochmotiviert in seine erste Elite-Saison gestartet. Eine Knieverletzung stoppte indes den Tatendrang des 21-Jährigen aus Chur.

Südostschweiz
20.11.10 - 01:00 Uhr

Von Johannes Kaufmann

Orientierungslauf. – Zumindest seine gute Laune lässt sich Philipp Sauter nicht so schnell nehmen. Der jüngste Spross einer echten Churer Orientierungslauf-Dynastie, auch seine Eltern und die beiden älteren Brüder sind mit dem «OL-Virus» infiziert, blickt gefasst auf eine nicht eben erbauliche Saison 2010 zurück. Sauter war ohnehin von einem schwierigen Übergang von seiner finalen Junioren-Saison hin ins Elite-Lager ausgegangen. Nun kam es jedoch knüppeldick für den 21-Jährigen. Der Versuch, den Trainingsumfang markant zu steigern und sich so sukzessive an die Tenöre des internationalen Orientierungslaufs heranzupirschen, ging gründlich schief. «Ich wagte mich in den Grenzbereich und bezahle dies nun mit Knieproblemen», fasst Sauter das Dilemma in Worte.

«Läuferknie» meldete sich

Am Anfang einer wenig erbaulichen Saison stand die Spitzensport-Rekrutenschule in Magglingen. Sauter lobt zwar exlplizit diese Einrichtung, die es ihm erlaubte, sich nahezu ausschliesslich auf sein Dasein als Leistungssportler zu konzentrieren. Gleichzeitig barg dies gewisse Risiken. Sauter sagt: «Alles drehte sich nur um den eigenen Körper und den Sport. Das kann irgendwann auch zu viel des Guten sein.» Im Mai sendete dann das Knie klare Signale aus. Sauter litt an einer Schleimbeutelentzündung, im Fachjargon auch «Läuferknie» genannt. Er versuchte zwar, sich durchzubeissen, nahm im Juni und Juli auch an zwei Wettkämpfen teil. Der Ertrag liess freilich zu wünschen übrig. Die Studenten-Weltmeisterschaften in Schweden, das erklärte Saisonziel, endeten mit einer Aufgabe.Mittlerweile ist die Zuversicht zurückgekehrt. Sauter, der 2009 von den Junioren-Weltmeisterschaften in Italien mit zwei Silbermedaillen heimgekehrt war, spricht von einem zuletzt sehr positiven Heilungsverlauf. Demnächst will er das Lauftraining wieder aufnehmen. Wieder aufgenommen hat er in der Zwischenzeit auch sein Psychologie-Studium in Bern, das er wegen der Spitzensport-RS unterbrochen hatte. «Die Universität ist ein optimaler Ausgleich zum Orientierungslauf», urteilt Sauter, «hier bin ich nicht bloss mit Trainingskollegen zusammen. Das ist gut für die mentale Verfassung.» Nichtsdestotrotz bleibt genügend Freiraum für den Sport. Sauter spricht von einem «idealen Zusammenspiel von Schule und Leistungssport».

Kader-Status bleibt erhalten

Die Saison der Annäherung an die Weltelite soll nun halt ein Jahr später stattfinden. Kein Druck wird von Verbandsseite aufgebaut. Sauter hat seinen Status im U23-Nationalkader bis auf Weiteres auf sicher. Die volle Unterstützung für einen sukzessiven und fundierten Aufbau seiner Karriere ist vorhanden. Und gerade in dieser Richtung ortet er im «Seuchenjahr 2010» durchaus ein gewisses Potenzial. «In der Vergangenheit waren für mich die nicht optimal verlaufenen Saisons stets wertvoller für die Weiterentwicklung, als es die optimal verlaufenen Jahre gewesen sind.» Auch diesmal glaubt er fest an eine gestärkte Rückkehr aus der sportlichen Krise. Er legt mehr Wert auf den mentalen Bereich. «Es sind aber bloss Nuancen. Grundsätzlich muss ich im Trainingsaufbau nicht über die Bücher.»Von Zielen für die kommende Laufsaison spricht Sauter nicht. Bewusst nicht. «Ich muss jetzt gesund werden», sagt er und erwähnt dann doch einen Wettkampf, die Militärweltmeisterschaften (CISM) in Brasilien. Da will Sauter hin, sofern sein «Läuferknie» dies dann auch wirklich zulässt.

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