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Damit Fischers Fritz mehr frische Fische fangen kann

Die Schweizer Fische sollen in Zukunft bei ihrer Wanderung zu den Laichplätzen nicht mehr durch Hindernisse gestoppt werden. Bis 2030 müssen 1000 Kraftwerke saniert sein. Im Glarnerland sind viele Verbesserungen nötig.

Südostschweiz
22.07.14 - 02:00 Uhr

Von Lisa Koch

Glarus. – Rund ein Dutzend Hindernisse für Fische müssten im Glarnerland aus dem Weg geschafft werden, schätzt Christoph Jäggi von der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung. Dies, damit die Fische in der Linth wandern und bei Wehren und Kraftwerken über Fischtreppen auf- und absteigen können. Denn derzeit sind viele Glarner Fische in den Abschnitten zwischen den Kraftwerken der Linth gefangen – es gibt kaum Fischtreppen. Und ohne künstliches Zutun gäbe es in der Linth schon heute kaum mehr Fische: Laut einer Statistik des kantonalen Fischereiverbandes wurden zwischen 2000 und 2012 über eine halbe Million Fische ausgesetzt – 15 221 wurden gefangen.

Die 2010 vom Parlament verabschiedeten Bestimmungen über die Renaturierung der Gewässer sehen vor, negative Effekte der Wasserkraftnutzung zu reduzieren. Ebenfalls sollen Teilstrecken von Flüssen möglichst schnell revitalisiert werden.

Die Kantone müssen in den nächsten 20 Jahren dafür sorgen, dass Flüsse wieder fischgängig werden und die stark schwankenden Wasserstände bei der Rückgabe von turbiniertem Wasser in die Gewässer reduziert werden.

«Für Glarus soll es bis Ende 2014 eine Prioritäten-Liste mit den Fisch-Hindernissen geben», sagt Jacob Marti, Hauptabteilungsleiter des Glarner Departements für Bau und Umwelt. «Die Sanierungen sollen im Anschluss zügig umgesetzt werden.» Derzeit laufe bereits eine dringende Sanierung beim Kalkfabrik-Kraftwerk Elggis in Netstal. Die Kosten dafür seien vom Kanton auf über 2 Millionen Franken angesetzt worden.

WWF befürchtet Verzögerungen

«Im Bereich der Glarner Kraftwerke sind viele Probleme noch nicht gelöst», bestätigt Werner Meier vom Umweltverband WWF Glarus. Dazu nennt er Stichworte wie Wasserspiegelschwankungen, fehlende Fischtreppen und Fischtod in den Wasserkraft-Turbinen.

«Der Fischbestand in der Linth ist wie in der ganzen Schweiz stark unter Druck. Nur ein Viertel der Fisch- und Krebsarten sind nicht bedroht und stehen nicht auf der sogenannten roten Liste», so Meier.

Grundsätzlich finde es der WWF Glarus schade, dass die Verbesserungen für die Fische an den Wasserkraftwerken nicht mit einer höheren Priorität angegangen würden. «Wir befürchten, dass es wie bei der Restwassersanierung zu Verzögerungen kommen wird», so Meier. Man hoffe aber, dass nun die Situation bei der Fischdurchlässigkeit schneller an die Hand genommen werde.

«Fische müssen wandern können»

In Glarus gibt es laut WWF zwar einige Fischtreppen, die es erlauben, dass die Fische in den Bereich über einem Kraftwerk gelangen. Doch wenige Kraftwerke hätten das Problem für die Abwanderung der Fische – also für den Weg flussabwärts – gelöst.

«Fische müssen wandern können. So gibt es Fische wie die Seeforelle, welche zum Laichen in den Bächen aufsteigt», sagt Meier.

Das Wandern sei aber auch wichtig für den Austausch von Erbinformationen und letztlich auch dafür, dass in einem Katastrophenfall ein Gebiet neu besiedelt werden könne.

Wirtschaftlichkeit «infrage gestellt»

Die Kraftwerkbetreiber würden für die Ausarbeitung und Umsetzung der Massnahmen vollumfänglich entschädigt, heisst es beim Bundesamt für Umwelt. Die Mittel dafür sollen aus dem Zuschlag von 0,1 Rappen pro Kilowattstunde auf die Übertragungskosten der Hochspannungsnetze stammen. Der Ertrag dieser seit 2012 erhobenen Abgabe belaufe sich auf rund 50 Millionen Franken pro Jahr.

Hanspeter Keller, Präsident der Interessengemeinschaft (IG) Kleinkraftwerke Glarnerland sieht das skeptisch: «Die einen bekommen eine Entschädigung, die anderen nicht», sagt er.

Grundsätzlich mache es auch aus Sicht der IG Sinn, die Fischwanderungen zu ermöglichen, so Keller. Doch die Auflagen für die Anlagen hätten sich in der vergangenen Zeit laufend geändert. «Die Umsetzung der Massnahmen ist sehr schwierig für die Kraftwerkbesitzer.» Und am Schluss sei dann vieles nicht mehr kompatibel mit der Idee, die Wasserkraft effizient zu nutzen. Die Wirtschaftlichkeit werde so häufig infrage gestellt.

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