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Ciao, Casa Langini

Sechs Disentiser Unternehmer machen aus der mittlerweile marode gewordenen Casa Langini eine moderne Wohnüberbauung. Vorbei sind die Tage des alten Bistros mit Italienspezialitäten schon seit 1998.

Südostschweiz
21.08.14 - 02:00 Uhr

Sabrina Bundi

Ganz schwach ist auf der Fassade der Casa Langini in Disentis noch zu lesen: «Restaurant zur Brücke». Genau so wie der Schriftzug ist aber das ganze Gebäude am Verfallen, weshalb es jetzt abgerissen werden und einer Überbauung mit fünf Wohnungen weichen soll. «Disentis braucht neue, bezahlbare aber qualitativ hochwertige Wohnungen für Familien», sagt Architekt Aluis Huonder, der zur Gruppe von sechs Disentiser Unternehmern gehört, die sich dem Abriss des Hauses mit Italienflair annehmen.

Ursprünglich sei – um die Tradition des Hauses zu wahren – ein Bistro im Parterre des neuen Gebäudes geplant gewesen. «Etwas für die Einwohner am Anfang des Dorfes zur Val Medel hin», sagt Huonder. Allerdings werde wohl nichts aus der Idee, «denn finanziell ist es im Moment noch nicht möglich». Das Projekt kostet rund 2,5 Millionen Franken und wurde bereits vor zwei Jahren angedacht.

Italienischer Wein in Disentis

Ein weiterer Grund, weshalb Huonder gerne «eine Quartierbeiz wie früher» mitgebaut hätte, ist, dass er selber neben dem kleinen, einfachen Familienbetrieb aufgewachsen ist. «Hier haben sich immer die Unternehmer getroffen oder die Leute aus der Val Medel, bevor sie nach Hause gegangen sind.»

Die Geschichte der Casa Langini beginnt aber bereits im Jahr 1903, als der italienische Gastarbeiter Andrea Langini von Schianno nach Disentis kam. Langini arbeitete in Disentis als Maurer, unter anderem für das Kloster. Mit der Heirat mit Cecelia Wenzin zog Langini in das besagte Haus, wo zusätzlich ein Laden für Textilien und Devotionalien eingerichtet wurde. Hinzu kam das kleine Restaurant «Zur Brücke».

Der Maurer verkaufte in der Casa ausserdem italienische Spezialitäten wie Olivenöl, Wein, Grappa, Sardinen, Salami und Mortadella. So erzählten Ugo und Claudia Deflorin, die Nachkommen der Familie, die Familiengeschichte des Hauses der romanischen Nachrichtenagentur ANR.

Die Tochter übernimmt

Das Paar Langini bekam sechs Töchter. Im Jahr 1966 übernahm Tochter Maria das Bistro und führte es noch bis ins Jahr 1998 fort. Auch den Laden betrieb sie bis 1975. Vor rund vier Jahren dann wurde das baufällige Haus von Gion Albin und Dario Manetsch gekauft mit der Absicht, ein Wohnhaus zu bauen. Ihr Vorhaben wird ab September realisiert. Noch im August wird die Casa Langini abgerissen.

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