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Carna-Grischa-VR gibt sich überrascht

Die dem Bündner Fleischhändler Carna Grischa vorgeworfenen Falschdeklarationen haben weitreichende Konsequenzen. Der Schweizer Fleisch-Fachverband spricht gar von einem «grossen Imageschaden für die Schweizer Fleischwirtschaft».

Südostschweiz
25.11.14 - 01:00 Uhr

Der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) verurteilt die der Carna Grischa AG in Landquart vorgeworfenen Falschdeklarationen «unter dem Vorbehalt der Unschuldsvermutung» aufs Schärfste. In einer Mitteilung von gestern betont der Verband gleichzeitig, dass die Carna Grischa kein Mitglied des SFF sei. «Mit ihrem inakzeptablen und rufschädigenden Vorgehen fügt die Carna Grischa AG dem positiven Image des Lebensmittels Fleisch einen immensen Schaden zu, der einen grossen Teil der aufwendigen und langjährigen Aufbauarbeit mit einem Schlag zunichte macht», heisst es in der Mitteilung weiter.

Der jüngsten Ausgabe des «Sonntagsblick» war zu entnehmen, dass der Bündner Fleischhändler in der Vergangenheit ungarisches Poulet als schweizerisches verkauft habe, Pferde- sei als Rindfleisch geliefert, Gefrier- als Frischprodukte deklariert und Verfallsdaten seien manipuliert worden (im BT von gestern Montag). Der Schweizer Fleisch-Fachverband hält in seiner Mitteilung fest, dass er «eine derart systematische Geschäftspraxis» in aller Form ablehne. «Eine solche verstösst klar gegen das Gesetz, indem diese den Tatbestand der Täuschung und der ungerechtfertigten Bereicherung erfüllt». Die vermuteten Falschdeklarationen sind nun auch Gegenstand von Ermittlungen durch die Bündner Staatsanwaltschaft und weitere behördliche Instanzen (siehe Titelseite).

Erste Kunden springen ab

Doch auch die angeschuldigte Firma selber wird nun aktiv. Der Verwaltungsrat der Carna Grischa AG habe «mit grossem Bedauern und Betroffenheit» von den in den Medien erwähnten Unregelmässigkeiten in der Abwicklung von Kundenaufträgen Kenntnis genommen, teilte Ettore Weilenmann, Präsident des Verwaltungsrats, gestern in einer Medienmitteilung mit. «Diese Vorkommnisse sind inakzeptabel und stehen im vollständigen Widerspruch zu den geltenden Qualitäts- und Verhaltensrichtlinien der Carna Grischa AG.» Als Sofortmassnahme habe der Verwaltungsrat entschieden, die Qualitätskontrolle zu verstärken, um ähnliche Vorfälle mit Sicherheit ausschliessen zu können. Zudem würden unabhängige Experten mit einer umfassenden Aufklärung der Vorfälle beauftragt. Aufgrund der entsprechenden Erkenntnisse werde über die zu ergreifenden Massnahmen entschieden und die Öffentlichkeit informiert.

Doch zumindest für das Erlebnishotel «Grischalodge Parpan», das als eines von vier Gasthäusern mit der Carna-Grischa-Homepage verlinkt ist, ist das Mass bereits voll. Der Betrieb ist zwar noch bis zum Saisonbeginn am 6. Dezember geschlossen, doch konnten die Gäste schon gestern in Fettdruck auf der Homepage lesen: «Fleischskandal, wir haben sofort unseren Lieferanten gewechselt!!!», und auch der Name der neuen Fleischlieferfirma des Vertrauens ist da zu lesen. (KE)

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