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Capricorns oder Was aus Dolfs «waghalsigem» Kauf wurde

Es hat Grund zum Feiern, das Center da Capricorns in Wergenstein: Nach zehn Jahren gilt das Projekt eines Innovationszentrums in der Randregion als geglückt. Und es kann zum Jubiläum mit einer neu gestalteten Ausstellung aufwarten.

Südostschweiz
26.05.14 - 02:00 Uhr

Von Jano Felice Pajarola

Casti-Wergenstein. – Wo sind sie nur, die verflixten 18 Böcke? Aus einer Nische in der Wand strahlt das hinterleuchtete Foto einer Bergpartie hervor, und irgendwo in Geröll und Felsen müssen sie sein, die Tiere. So steht es jedenfalls unter dem Bild. Ein paar Tiere findet er auf Anhieb, der Ausstellungsbesucher, dann aber wirds knifflig, und er greift zum Spezialfernglas, das da hängt. Weitersuchen …

Das Hotel ist das Herz

Sie hat viel zu bieten auf kleinem Raum, die am Samstag neu eröffnete Steinbock-Ausstellung des Center da Capricorns in Wergenstein. Die Projektleiter vom Naturpark Beverin und Ausstellungsmacher Thomas Häusermann aus Thusis haben sich abwechslungsreiche Objekte einfallen lassen. Und auch die aus der alten Schau bereits bekannten Tierpräparate wurden neu inszeniert, sie stehen auf stilisierten Geländereliefs, die sich – auch zum Sitzen oder Beklettern – durch die ganze Ausstellung ziehen.

Rechtzeitig zum zehnten Geburtstag hat sich das Center da Capricorns das generalüberholte Mini-Museum eingerichtet, und es ist ganz auf der Höhe der Zeit: Statt Infotafeln an die Wand zu hängen, findet sich alles Wissenswerte zum Steinwild auf iPads; Bildschirme zeigen Bilder und Filme zur Geschichte der Tiere; auf Kopfhörern kann man Wildhüter Paul Gartmann von der Wiederansiedlung des Steinbocks erzählen hören; ein interaktives Relief informiert über den Naturpark Beverin.

Der Naturpark: «Er wurde hier geboren», sagt Stefan Forster, und heute gehören die Büros des Parks ebenso zum Center da Capricorns wie die von Forster geleitete Aussenstelle der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil, die «Forschungsgruppe Tourismus und Nachhaltige Entwicklung». Das Herzstück aber ist das Hotel-Restaurant «Capricorns», einst bekannt als «Piz Vizàn», heute erfolgreich geleitet von Barbara Gätzi und Küchenchef Torsten Rönisch. Aber der Reihe nach.

Am Anfang stand ein «waghalsiger» Kauf, wie sich alt Regierungsrat Klaus Huber am Jubiläumsfest in Wergenstein erinnert. In Chur seien sie schon ein bisschen «auf den Stühlen hin und her gerutscht», als die Gemeinde unter der Ägide des damaligen Präsidenten Christ Casper Dolf 1996 das Hotel gekauft habe. «Aber es war ein guter Entscheid», so Huber heute. 2005 schenkte die Gemeinde das Gebäude der Fundaziun Capricorn; ein Jahr zuvor hatte bereits die Wädenswiler Aussenstelle den Betrieb aufgenommen, auf Forsters Initiative hin.

Auch finanziell auf einem guten Weg

«Wir hatten viel Glück. Und wir hatten innovative, optimistische Leute mit dem Mut, etwas anzupacken», erinnert sich Stiftungspräsident Hassler. Die Aussenstelle und ab 2009 der Naturpark mit ihren Arbeitsplätzen waren als wichtige Grundauslastung vorhanden; das nicht mehr betriebstüchtige Gebäude wurde saniert, mit viel Unterstützung von Dritten konnten fast vier Millionen Franken investiert werden. Inzwischen generiert das Hotel einen Jahresumsatz von 800 000 Franken, «eine enorme Steigerung», freut sich Hassler. «Wir sind finanziell noch nicht ganz über dem Berg, aber wir sind auf gutem Weg.»

«Für mich ist es unglaublich, was in den letzten zehn Jahren hier aufgebaut wurde», findet der heutige Gemeindepräsident Marco Dolf. «Die Vision eines ländlichen Innovationszentrums ist Wirklichkeit geworden.» Es habe das Dorf in der Schweiz und darüber hinaus bekannt gemacht. «Und man kann sich Wergenstein ohne das Center da Capricorns gar nicht mehr vorstellen.»

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