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«Canyoning ohne Begleitung ist ein zu grosses Risiko»

Nachdem es sich beim Canyoning-Unfall vom Samstag offenbar um keine kommerzielle Tour mit Guide gehandelt hat, warnen Experten vor Canyoning ohne professionelle Begleitung.

Südostschweiz
21.08.12 - 02:00 Uhr

Von Gion-Mattias Durband

Chur. – Beim Canyoning-Unglück im Averser Rhein bei Campsut am vergangenen Samstag, bei welchem eine 20-jährige Zürcherin ihr Leben verlor (Ausgabe von gestern), handelte es sich um keine kommerziell geführte Tour. Dies sagt Maurus Eckert, Mediensprecher der Staatsanwaltschaft Graubünden, und bestätigt einen Bericht der Zeitung «20 Minuten». Demzufolge war die junge Frau mit einem 58-jährigen Begleiter unterwegs, der ihr mehrheitlich vom Ufer aus Anweisungen gab. An einer engen Stelle blieb die Frau zwischen zwei Steinen hängen und wurde trotz Schwimmweste von der Strömung mit dem Oberkörper unter Wasser gedrückt.

Route gilt als gefährlich

Der Flussabschnitt, in welchem sich der tragische Unfall ereignete, gilt unter Kennern als kritisch. Die ersten 300 Meter seien zwar gut begehbar, sagt Daniel Chézière, Gründer und Geschäftsführer von Swissraft in Domat/Ems, «aber danach gehts nicht mehr weiter». Es sei einfach zu gefährlich. Er kenne auch keine Firma, die in diesem Flussabschnitt Canyoning-Touren anbiete.

Chézière rät Privaten generell davon ab, ohne professionelle Begleitung Canyoning-Touren zu unternehmen. Die Anforderungen an den Sportler seien beim Canyoning besonders hoch, da Kenntnisse des alpinen Bergsteigens wie auch des Wildwassersports nötig seien. Hinzu komme noch, dass die Rettung im Wasser fast immer zu spät komme. «Wenn ein solcher Sport allein betrieben wird, ist das einfach ein zu grosses Risiko.»

Anderer Meinung ist Wolfgang Wörnhard, gleichzeitig Geschäftsleiter des Bergführerverbandes und der Swiss Outdoor Association, in welcher nebst Bergführern auch Trendsportanbieter vertreten sind. Er würde etwa erfahrenen Berggängern nicht generell davon abraten, ohne professionelle Begleitung Canyoning-Touren zu unternehmen. Er rät aber zu einer vorgängigen Ausbildung. Wichtig sei es auch, sich über die aktuelle Lage zu informieren – etwa auch bei Wasserkraftwerksbetreibern, deren Restwasserabgabe den Wasserpegel im Fluss stark beeinflussen könne.

Bund sieht keinen Handlungsbedarf

Beim Bund, wo derzeit die Verordnung zum «Bundesgesetz über das Bergführerwesen und das Anbieten weiterer Risikoaktivitäten» überarbeitet wird, sieht man beim privaten Canyoning derzeit keinen Handlungsbedarf. Wie Markus Feller vom Bundesamt für Sport sagt, geht es darum, den Konsumenten zu schützen und nicht das Individuum vor sich selbst.

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