×

Bundesverwaltung muss Datensicherheit erhöhen

Der Datendiebstahl im Nachrichtendienst von vergangenem Jahr hat Folgen für die gesamte Bundesverwaltung. Künftig will der Bund diesem Risiko mehr Bedeutung beimessen und die Sicherheit von Daten verbessern.

Südostschweiz
01.05.13 - 02:00 Uhr

Er sei nicht froh, dass der Diebstahl passiert sei, sagte Verteidigungsminister Ueli Maurer gestern Dienstag vor den Medien in Bern. Die Erkenntnisse daraus seien aber wertvoll. Sie hätten in der gesamten Verwaltung Niederschlag gefunden und würden ins Informationsschutzgesetz einfliessen, das bald in die Vernehmlassung gehen werde. Vor rund einem Jahr stellte der NDB fest, dass ein Informatikmitarbeiter eine grosse Menge heikler Daten gestohlen hatte, um diese zu verkaufen. Der Datenverkauf konnte laut den Behörden verhindert werden. Details zum Fall stehen in einem gestern veröffentlichten Bericht des VBS.

Cyberspionage nimmt zu

Der Nachrichtendienst war im vergangenen Jahr aber nicht nur mit Spionen in den eigenen Reihen beschäftigt. Die Schweiz war auch Ziel von Spionage aus dem Ausland. Neben Agenten setzen ausländische Nachrichtendienste immer häufiger elektronische Mittel der Cyberspionage ein, wie der NDB in seinem aktuellen Lagebericht schreibt. Dass die Schweiz für Spione attraktiv ist, hängt laut dem Bericht mit ihrer zentralen Lage in Europa zusammen. Auch internationale Organisationen auf dem Platz Genf sowie der Finanzplatz und der Energie- und Rohstoffhandel machten die Schweiz interessant. Ein wichtiges Ziel von verbotenem Nachrichtendienst sei ausserdem die Forschung.

20 Reisen in Dschihadgebiete

Weniger betroffen als andere Länder ist die Schweiz offenbar von Dschihadisten aus dem eigenen Land, die im Ausland an Kampfhandlungen teilnehmen oder sich ausbilden lassen und dann zurückkehren. Laut NDB-Chef Markus Seiler sind aus den letzten zehn Jahren rund 20 Reisen bekannt. Bei einem Drittel stehe fest, dass es sich um Reisen mit dem Ziel gehandelt habe, sich einer dschihadistischen Bewegung anzuschliessen.

Im Vergleich zu anderen Ländern sei dies wenig, sagte Seiler. Ausserdem seien noch keine gesicherten Fälle von Rückkehrern bekannt. Hinweise hätten sich bisher nicht bestätigen lassen. Häufigste Destination von Dschihadreisenden aus der Schweiz ist Somalia. Der prominenteste Fall ist jener des Bieler Gymnasiasten mit libanesischer Staatsangehörigkeit, der in Kenia inhaftiert ist.

Weniger Gewaltextremismus

Leicht zurückgegangen ist im vergangenen Jahr der gewalttätige Extremismus. Dem NDB wur- den im Jahr 2012 46 Ereignisse bekannt, die zum gewalttätigen Rechtsextremismus gezählt werden. Beim gewalttätigen Linksextremismus waren es 229 Ereignisse. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von zehn Prozent beim Rechtsextremismus und sechs Prozent beim Linksextremismus.

Beim Rechtsextremismus sei dies die Folge eines Rückzugs aus der Öffentlichkeit, schreibt der Nachrichtendienst. Das klandestine Verhalten habe sich verstärkt. Welche Konsequenzen sich daraus ergäben, sei noch nicht absehbar.

Rechtsextreme Zuwanderer

Der NDB hat weiter festgestellt, dass in den letzten Jahren Rechtsextreme aus Deutschland in der Schweiz Wohnsitz nahmen. Die Übersiedlung dürfte jedoch primär persönliche, in erster Linie wirtschaftliche Gründe haben, heisst es im Bericht. Beim Linksextremismus führt der Nachrichtendienst den Rückgang der gewalttätigen Ereignisse auf Festnahmen und Verurteilungen zurück. (sda)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR