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Buddeln, was das Zeug hält

Wenn es kalt wird und Schnee fällt, machen viele Tiere einen Winterschlaf. Nicht so der Maulwurf: Er buddelt im Boden munter weiter.

Südostschweiz
09.01.11 - 01:00 Uhr

Von Regula Sandi

In seinen weit verzweigten Gängen schaufelt der Maulwurf Tag und Nacht. Unter der Erde spielt das schliesslich keine Rolle. Nach drei bis vier Stunden Graben fällt er in einen ebenso langen Schlaf, wacht wieder auf und buddelt weiter. Seine Wohnung besteht aus langen Tunnels und mehreren rundlichen Kammern und Nestern. Der Maulwurf ist ein echtes Kraftpaket: Mit seinen Vorderbeinen kann er das Zwanzigfache seines eigenen Körpergewichts stemmen. Einen Teil der ausgehobenen Erde drückt er an die Korridorwände, den Rest schiebt er an die Oberfläche. So entstehen die typischen Maulwurfshügel.

Winzling mit riesigem Appetit

Weil der kleine Kerl so fleissig ist, hat er andauernd mächtigen Hunger. Ein Maulwurf verschlingt Berge von Fleisch. Grünzeug liegt ihm nicht. Am liebsten mag er Regenwürmer, Schnecken, Larven, Raupen, Engerlinge und andere Kriechtiere. In seinen dunklen Gängen kann er sie zwar nicht sehen, aber umso besser riechen. Ausserdem hört der Maulwurf ausgezeichnet. So kann er blitzschnell reagieren, wenn zum Beispiel ein Insekt in einen Tunnel fällt. Regelmässig schreitet der Maulwurf sein gesamtes Bauwerk ab, um zu überprüfen, ob sich in der Zwischenzeit etwas Fressbares darin befindet. Ein Tag ohne Mahlzeit überlebt der Schwerstarbeiter nicht. Jetzt, im kalten Winter, findet der Maulwurf unter der Erde praktisch keine Beutetiere mehr. Ausnahmsweise jagt er deshalb auch an der Oberfläche. Am liebsten aber bedient er sich aus seinen Vorratskammern. Die hat er im Herbst mit Regenwürmern prall gefüllt.Vor dem Einlagern beissen die Maulwürfe den Würmern den Kopf ab. So überleben sie zwar, können aber nicht mehr davonkriechen und bleiben schön frisch. Tote Würmer schmecken dem Buddelkönig nämlich ganz und gar nicht.

Besser als sein Ruf

Ein Maulwurf ist ein ausgesprochener Einzelgänger. Ausserhalb der Paarungszeit duldet er niemanden neben sich. Nicht einmal einen Artgenossen. Verirrt sich ein Eindringling in sein Tunnelsystem, kann er äusserst rabiat werden. Seine fast 44 scharfen Zähne machen ihn zu einem bedrohlichen Gegner. Vor grösseren Feinden muss er sich aber in Acht nehmen. Dazu gehören Kreuzotter und Wiesel. Aber auch Katzen, Igel, Marder, Füchse und Raubvögel können ihm gefährlich werden.Für den Menschen ist der Maulwurf ein nützliches Tier, weil er Unmengen an Schädlingen frisst und mit seinen Schaufelhänden die Erde lockert. Wegen seiner Gräben und Hügel ist er bei Bauern und Gärtnern aber leider nicht sehr beliebt.Seinen Namen hat der Maulwurf übrigens nicht etwa seiner Schnauze zu verdanken. Das Wort «Maul» bezieht sich nämlich auf den alten Begriff «Molte», was Erde bedeutet. Man könnte den Maulwurf deshalb auch als Erdwerfer bezeichnen.

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