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Broncos-Trainer Ware: «Dieses Team tut alles für den Sieg»

Morgen spielen die Footballer der Calanda Broncos zum vierten Mal in Folge in der Swissbowl. Die Broncos werden gegen Basel der klare Favorit sein. Auch für Trainer Damon Ware ist der Meistertitel Pflicht.

Südostschweiz
15.07.11 - 02:00 Uhr

Von Marc Melcher

American Football. – Auch in dieser Saison vermochte kein einziges Schweizer Team mit den Calanda Broncos mitzuhalten. Einen würdigen Gegner hatten die Bündner in der Meisterschaft dennoch: Die Hohenems Blue Devils, die seit zwei Jahren um die Schweizer Meisterschaft mitspielen, verloren in beiden Spielen gegen die Broncos nur knapp. Dass Hohenems bereits im Halbfinal gegen die Basel Gladiators ausgeschieden ist, nimmt schon vorgängig viel Spannung aus dem Finalspiel. Auch für Damon Ware, Trainer der Broncos, ist diese Tatsache eine Enttäuschung: «Ich habe wirklich gehofft, dass sich in der Swissbowl die zwei besten Mannschaften gegenüberstehen. Andererseits ist die Ausgangslage für uns nun besser. Ehrlich gesagt, weiss ich nicht recht, ob ich mich darüber freuen soll oder nicht.» Der Grund, warum Basel als vermeintlich leichterer Gegner eingestuft wird, ist ein taktischer. Die Basler werfen beinahe keine Pässe, sondern konzentrieren sich aufs Laufspiel. Und genau auf solche Mannschaften hat sich die Verteidigung der Broncos spezialisiert.

Nur ein Trostpreis?

Ware trauert nach wie vor dem verlorenen Eurobowl-Viertelfinal gegen Wien nach: «Wir hatten einfach Pech mit der Verletzung unseres Quarterbacks früh im Spiel. Würden wir das Spiel gegen Wien heute mit einem gesunden Team wiederholen, es würde ganz anders ausgehen.» Ware gibt zu, dass die Schweizer Meisterschaft nun zu einer Art Trostpreis verkommen ist: «Das ist schon ein Abstieg im Vergleich zur Eurobowl, dennoch ist klar, dass wir gewinnen wollen – und auch müssen.»

Nach der Verletzung des ersten Quarterbacks, Blake Barnes, fiel auch gleich noch dessen Ersatzmann Marko Glavic aus. Mitten in der Saison mussten die Broncos einen neuen Spielmacher engagieren. «Das war die grösste Herausforderung der Saison, zur Hälfte der Spielzeit die Schlüsselposition neu besetzen zu müssen. Auch, weil Jeremy Moses ein ganz anderer Quarterback ist als die ersten beiden», erklärt Ware. Dass die Broncos dennoch derart dominant geblieben sind, erstaunt aber nicht wirklich. Mit Andreas Gasser und DJ Wolfe verfügen die Bündner auch über eine hervorragende Besetzung auf den Laufspiel-Positionen. Genau das macht denn auch den Unterschied zwischen den Broncos und dem Rest der Schweiz aus: Sie sind auf allen Positionen mit Spielern bestückt, die Spiele entscheiden können.

Frust über Spielstätte

Die Calanda Broncos werden morgen Abend in Winterthur in würdigem Rahmen die Swissbowl bestreiten. Ganz anders noch vor Wochenfrist: Das Play-off-Halbfinal gegen Bern ist auf Platz 2 in Landquart ausgetragen worden, weil der Platz an der Churer Ringstrasse gepflegt werden musste. Völlig unverständlich für Ware: «Das war das bisherige Highlight der Heimspiele. Und dann müssen wir ausweichen? Das wäre sonst nirgends so gehandhabt worden. Für Mannschaft und Fans war das eine Beleidigung.»

Obwohl der American-Football-Sport in der Schweiz immer noch in den Kinderschuhen steckt, für Ware ist das Traineramt bei den Broncos nach wie vor einer der besten Jobs im europäischen Football. «Das Team hat den uneingeschränkten Willen zu gewinnen und alles für den Sieg zu tun. Auch das Talent ist vorhanden. Für einen Coach gibt es nichts besseres», meint der ehemalige Assistenzcoach der New Orleans Saints. Er hofft deshalb auch auf eine Verlängerung des Vertrags: «Ich würde gerne hier bleiben.»

Für die Calanda Broncos eröffnet sich morgen eine weitere Gelegenheit, Schweizer Football-Geschichte zu schreiben. Noch nie hat eine Mannschaft dreimal in Serie den Meistertitel gewonnen. Und es zweifelt niemand wirklich daran, dass sich die Broncos diesen Rekord holen werden, ausser vielleicht Ware: «Wir sind das bessere Team. Natürlich darf ich aber auch nicht zu überheblich werden, denn das Spiel muss zuerst gespielt werden.»

Kickoff der 26. Swissbowl morgen Abend ist um 18 Uhr im Winterthurer Stadion Schützenwiese.

• Coaches: Auf den Trainerpositionen kommt es zu einem amerikanischen Kräftemessen: Broncos-Coach und Offensivkoordinator Damon Ware bekommt es mit der zweifellos bestens eingestellten Verteidigung von Basels Defensivkoordinator Devan Moylan zu tun. Basels General im Angriff, Trainer Dwaine Wood, kreuzt einmal mehr die Klingen mit dem bewährten Verteidigungs-Coach der Broncos, James Craig. Craig, der die letzten vier Jahre enorme Erfolge mit den Broncos gefeiert hat, ist der Einzige im Bunde, der in den Big Games in der Swiss-Bowl schon reüssiert hat.

• Quarterbacks: Sie stehen sich zwar nie gegenüber und lassen sich darum auch nicht direkt aneinander messen – fest steht aber, dass die Gladiators mit Chaz Thompson über den laufstärksten Quarterback der Liga verfügen, dafür aber im Passspiel etwas limitiert sind. Bei den Broncos ihrerseits hat sich Jeremy Moses mittlerweile gut eingespielt und ist ein sicherer Wert in der Offensive.

• Offensive vs. Defensive: Das Duell an den Linien wird auch am Samstag spielentscheidend sein: Die mit europäischen Topspielern gespickte Offensive der Broncos trifft auf eine zumindest körperlich ebenbürtige Defensive der Basler.

• Defensive vs. Offensive: Ein Duell der Schwergewichte zeichnet sich ab, wenn die Broncos in der Defensive sind: Derweil die Basler durch ihre körperliche Stärke ein gewichtiges Mass an Power in die Waagschale werfen, setzen die Bündner auf eine Kombination von Kraft und Schnelligkeit.

• Linebackers vs. Running Backs: Das vielleicht hochstehendste Duell des Tages spielt sich zwischen Basels US-Ballträgern Chaz Thompson, Clinton Graham und Vincent Pervis sowie der Laufverteidigung der Broncos ab: Gelingt es den Bündnern, die brandgefährliche Basler Laufattacke im Keim zu ersticken und somit das Diktat über die Spielzeit in Händen zu halten? Keine einfache Aufgabe, wie man im letzten Direktduell in Chur gesehen hat.

• Passfänger vs. Passverteidigung: Basels Passverteidigung wird zwar von zwei US-Amerikanern angeführt, gegen das Arsenal an Broncos-Passfängern wie Iwan Birungi, Tripp Chandler, Tissi Robinson und Lukas Lütscher dürften die Bebbbi aber gleichwohl einen schweren Stand haben. Auch beim Pässeverhindern sind die Broncos besser besetzt als die Basler. (so)

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